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Bartenwale: Urtier mit spitzen Zähnen entdeckt  
  Australische Forscher haben eine bisher unbekannte Walart mit spitzen Zähnen und gewaltigen Augen entdeckt, die vor 25 Millionen Jahren in den Gewässern um den Kontinent gejagt hat.  
Das Fossil gehört zu den Bartenwalen, hat mit diesen heute lebenden "sanften Riesen" jedoch wenig gemein, wie der australische Wissenschaftler Erich Fitzgerald in den "Proceedings B" der Londoner Royal Society berichtet.
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Der Artikel "A bizarre new toothed mysticete (Cetacea) from Australia and the early evolution of baleen whales" von E. M.G. Fitzgerald erscheint in den "Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences" (16. August 2006, doi: 10.1098/rspb.2006.3664).
->   Abstract (sobald online veröffentlicht)
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Fossil eines Bartenwals
 
Bild: Brian Choo, Museum of Victoria

Sein Team hatte den fossilen Schädel eines "Ur-Bartenwals" untersucht und das Exemplar als Angehöriger einer bisher unbekannten Familie identifiziert.

Die neu entdeckte Art bekam den wissenschaftlichen Namen Janjucetus hunderi (Bild oben).
Kammartige Hornplatten anstelle von Zähnen
Bartenwale verdanken ihren Namen den kammartigen, ausgefransten Hornplatten, die sie anstelle von Zähnen im Oberkiefer tragen.

Sie filtern damit Kleinkrebse und anderes tierisches Plankton aus dem Meerwasser, indem sie zunächst große Mengen Wasser aufnehmen und es dann durch die Barten hindurch wieder nach außen pressen. Einige Arten fressen auch Fische, Zähne besitzen die heute lebenden Bartenwale jedoch nicht.
Unterschiede: Urtiere und heutige Arten
Ganz anders sahen die Tiere im späten Oligozän vor 25 Millionen Jahren aus: Wie die Untersuchung des Schädels ergab, verfügten die Ur-Bartenwale sehr wohl über Zähne.

Barten hingegen besaßen sie nicht, und auch sonst wiesen die Tiere keinerlei Merkmale auf, die für eine Ernährung mit Hilfe von Barten typisch sind.
Ursprünglich Zähne, gute Augen ...
Zudem besaßen sie ausgesprochen große Augenhöhlen. Dies weise auf die Bedeutung des Sehsinns für die Jagd hin, schreibt Erich Fitzgerald von der Monash University in Clayton (Australien).

Vermutlich gingen die archaischen Bartenwale gezielt auf die Jagd nach Fischen, die sie erspähten und dann mit ihren scharfen Zähen packten und zerrissen.
... und kleinerer Körper
Im Vergleich zu ihren heute lebenden Verwandten waren die räuberischen Bartenwale recht klein. Ihr Körper maß nur rund 3,5 Meter.

Die heutigen Bartenwale hingegen sind alle länger als 6 Meter, der Blauwal als das größte lebende Tier der Erde erreicht gar eine Länge von mehr als 33 Metern.

Über die Evolution der Bartenwale ist bisher nur wenig bekannt. Janjucetus hunderi ist der älteste beschriebene Bartenwal, sei aber vermutlich nicht der älteste Vertreter der Bartenwale insgesamt, schreibt Fitzgerald.
"Barten" evolutionär weniger bedeutsam als angenommen
Insgesamt seien nun mindestens sechs Familien bezahnter Bartenwale aus dem Oligozän bekannt.

Die Untersuchung widerspreche der bisherigen Annahme vieler Experten, dass die Entwicklung der Barten die Voraussetzung für die spätere Ausbreitung und Entstehung der unterschiedlichen Familien war.

Stattdessen seien schon zahlreiche Varianten der Bartenwale entstanden, bevor sich die Barten und die damit zusammenhängende Ernährungsweise entwickelt hätten, schreibt Fitzgerald.

[science.ORF.at/APA/dpa, 16.8.06]
->   E. M.G. Fitzgerald - Monash University
->   Bartenwale - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010