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Meteorologen: Wie Architektur dem Wetter trotzt  
  Die Beliebtheit öffentlicher Plätze hängt nicht zuletzt vom "gefühlten" Wetter ab. Drei Wiener Meteorologen zeigen, wie man Architektur an meteorologische Gegebenheiten ideal anpasst.  
Wohlfühlfaktor Wetter
Wind, Temperatur, Sonneneinstrahlung, Luftfeuchtigkeit - all das beeinflusst ob wir z.B. in einem Gastgarten Platz nehmen, vor einer Auslage Halt machen oder uns auf einem Vorplatz wohl fühlen. Die Firma "Weatherpark" trägt dem Rechnung und berät Architekten von der Planungsphase bis zum fertigen Gebäude.

Dabei liegt besonderes Wohlfühl-Augenmerk auf Höhe der Fußgänger, sagt der Meteorologe und "Weatherpark"-Geschäftsführer Matthias Ratheiser auf Radio Österreich 1.

"Wir untersuchen das geplante Gebäude in einem Computermodell bezüglich der Strömung um die Gebäude herum. Somit können wir Aussagen treffen, welche Plätze besonders gut geeignet sind oder an welchen Stellen mit großen Belastungen bezüglich Wind oder Temperatur zu rechnen ist."
Der "Barometermacher" auf dem Bildschirm
 
Bild: Weatherpark

"In die Computermodelle fließt zunächst die Gebäudegeometrie ein, das heißt: wie groß, wie hoch, welche Form hat das Gebäude? In zweiter Linie folgen die meteorologischen Eingangsgrößen wie z.B. Windrichtung und Windgeschwindigkeit. Diese Daten erstellen wir aus einer sorgfältigen Klimatologie", so Ratheiser.

Quellen für die meteorologischen Parameter (Wind, Temperatur, Luftfeuchtigkeit) sind öffentliche Messreihen z.B. von Stationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Zudem machen die Meteorologen der Firma Weatherpark selbst Messungen.

Bild oben: Details einer Strömung aus Modellergebnissen. Die Pfeile zeigen die Windrichtung, deren Farbe die Geschwindigkeit.
Spoiler oder Lüftungsschlitze
Zu zugig für ein Straßencafé? Gegen Wind empfiehlt Matthias Ratheiser bei bestehenden Gebäuden z.B. Baumreihen oder Kunstwerke als "Spoiler" zur Windablenkung oder Brechung.

Ein anderes Beispiel: zu schwül für einen Vorplatz bei einem Hochhaus? "Es kann vorkommen, dass die Sonne durch ein Glasdach scheint und in Passanten-Höhe ist die Luftströmung durch bauliche Hindernisse blockiert. Die Folge sind zu hohe Temperaturen", erklärt Ratheiser.

"Man kann aber Lüftungsschlitze ins Dach einbauen, damit eine Zirkulation entsteht oder man öffnet den Platz auf eine dritte Seite hin und sorgt so für mehr frische Luft, damit die Fußgänger nicht buchstäblich im Treibhaus sitzen."

Derzeit berät Ratheisers Firma Planer und Architekten in Wien; er hofft auf Aufträge aus den östlichen EU-Nachbarstaaten, denn dort werde noch viel gebaut.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 16.8.06
->   Weatherpark
 
 
 
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01.01.2010