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Fremdengesetze behindern Forschung  
  Manfried Gantner, Rektor der Uni Innsbruck, kritisierte im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach das österreichische Fremdenrecht: Es behindere den Zuzug von Forschern und den Austausch von Wissen.  
"Die ständigen und berechtigten Forderungen nach internationaler Mobilität, Vernetzung und weltweiter Kooperation stehen mit dem derzeitigen, äußerst deplorablen Fremdenrecht für den Bereich Wissenschaft in äußerstem Widerspruch", so Gantner: "Das österreichische Fremdenrecht hindert den Austausch von Wissenschaftlern und Doktoranden - kurz: von Forschern - sehr und das auf Kosten unseres künftigen Wohlstandes."
Forscher fühlen sich mitunter unwohl
Ähnlich beurteilt die Lage der wissenschaftliche Leiter des Instituts für molekulare Biotechnologie (IMBA), Josef Penninger: Er betonte beim "Tiroltag" des Europäischen Forum Alpbach, dass einige seiner aus dem Ausland stammenden Kollegen ihren Aufenthalt in Wien als zum Teil unangenehm empfunden hätten. Der Grund: fremdenfeindliche Plakate einzelner politischer Gruppierungen.
"Wissenschaftlicher Fleckerlteppich"
Was die Forschungsförderung betrifft, diagnostizierte Penninger eine zu geringe Bündelung der Mittel: "Österreich ist wissenschaftlich immer noch ein Fleckerlteppich: Alles und nichts wird gefördert. Es ist zwar nett, was hier passiert. Mit Halbherzigkeiten können wir bei internationalen Patenten nicht wirklich mitspielen, allenfalls nur mitliefern", so der Forscher im Gespräch mit der APA.

In China etwa würden 20 Mrd. Dollar (15,6 Mrd. Euro) öffentlicher Gelder in Grundlagenforschung investiert. Ins IMBA flossen zum vergleich bisher 65 Mio. Euro. Und für die selbe Idee bekomme ein Unternehmen in Amerika zehn Mal mehr Geld als in Europa. "Da können wir uns zwei Mal ausrechnen, welche Firma das überleben wird", so der Forscher.

Laut Penninger sei zudem nicht nur der Umfang der Forschungsgelder entscheidend, sondern auch der Mut zum Risiko: "In Österreich setzen wir immer noch zu viel auf Sicherheit."
"Absurde Ideen" fördern
Penningers Ansicht nach sollte man "fünf, sechs Institutionen raussuchen, diese auch mittelfristig fördern, anstelle ständig etwas Neues zu gründen, und dann nach fünf Jahren den Mut haben zu sagen: 'Die sind gut, die bekommen mehr Geld, oder die sind nicht gut, dann muss man etwas tun dagegen'."

99 Prozent der Wissenschaft würden letztendlich von 2 Prozent der Wissenschaftler gemacht. Das wichtigste einer Forschungspolitik sei jedoch "Institutionen zu schaffen, in denen es den Leuten ermöglicht wird, die absurdesten Ideen nachzuverfolgen", denn "man weiß ja nicht, was herauskommt".
Vom Patent zum Medikament
Probleme sieht Penninger auch darin, dass auf der einen Seite zwar Grundlagenforschung bis zum Patent und auf der anderen Seite auch die angewandte Forschung gefördert werde. "Das Problem ist aber, was passiert dazwischen. Mit einem Patent kann ich mir ein besseres Abendessen kaufen."

Was etwa die Genforschung benötige, seien "Ideen, wie man vom Patent zum möglichen Therapie-Ansatz kommt". Sein Institut überlegt derzeit, ob es Teil eines europäischen Netzwerks werden soll, im Rahmen dessen Medikamente entwickelt werden, die man dann wirklich verkaufen kann. "Es gibt aber noch keine wirkliche Förderung, die dieses Tal verbindet."

[science.ORF.at/Ö1, 21.8.06]
->   Europäisches Forum Alpbach
 
 
 
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01.01.2010