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Stammzellen ohne Embryo-Zerstörung  
  Forscher haben erstmals menschliche embryonale Stammzellen gewonnen, ohne den Embryo zu zerstören. Dieser Erfolg könnte ethische Bedenken gegen Forschung an embryonalen Stammzellen mindern.  
Das berichten Wissenschaftler um Robert Lanza von der US-Firma Advanced Cell Technology.
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Der Artikel "Human embryonic stem cell lines derived from single blastomeres" von Irina Klimanskaya et al ist in einer Online-Vorabveröffentlichung von "Nature" (Bd.442, 24. August 2006, DOI:10.1038/nature05142) erschienen.
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Gewinnung von Stammzellen in vielen Ländern verboten
Normalerweise werden embryonale Stammzellen gewonnen, indem aus dem Blastozysten-Stadium des Embryos eine größere Zellmasse entnommen wird, was den Embryo zerstört. Deswegen ist die Gewinnung embryonaler Stammzellen des Menschen auch in vielen Ländern verboten.

Im vergangenen Jahr hatte Lanzas Gruppe jedoch bereits gezeigt, dass sich aus einer einzelnen Zelle eines Maus-Embryos eine Stammzellkolonie züchten lässt.
Dem Embryo wird nur eine Zelle entnommen
Das neue Verfahren entnimmt einem zehnzelligen Embryo lediglich eine einzige Zelle. Es gleicht der Technik, mit der schon länger mögliche genetische Anomalien eines Embryos nach einer künstlichen Befruchtung im Reagenzglas untersucht werden.

Diese so genannte Präimplantationsdiagnostik (PID) ist in Deutschland allerdings ebenfalls verboten, weil dem Gesetz zufolge Embryonen bei einer künstlichen Befruchtung nicht nach ihrem Erbgut ausgewählt werden dürfen.

Nun entnahmen die Forscher 16 menschlichen Embryonen, die gerade erst aus acht bis zehn Zellen bestanden, je eine Zelle und setzten diese in eine Nährlösung. Aus zwei der 16 Zellen gingen stabile Stammzelllinien hervor, die sich auch nach acht Monaten noch genauso verhielten wie die bisher bestehenden Linien.
Stammzellentnahme zur Behandlung späterer Krankheiten
Das Forscherteam folgert, dass Stammzelllinien sogar routinemäßig aus jenen Zellen gewonnen werden könnten, die Reagenzglas-Embryonen im Rahmen der Präimplantationsdiagnostik entnommen werden.

Diese Nutzung würde das "klinische Ergebnis" einer Fruchtbarkeitsbehandlung nicht beeinträchtigen, das heißt, dem menschlichen Embryo nicht schaden, betonen Lanza und Kollegen in "Nature".

Aus den Stammzellen könnten für die aus dem Embryo heranwachsenden Kinder oder ihre Geschwister bei Bedarf möglicherweise sogar Ersatzgewebe und -organe zur späteren Behandlung lebensgefährlicher Krankheiten gewonnen werden.

[science.ORF.at/APA/dpa, 24.8.06]
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01.01.2010