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Arktis: Drastischer Rückgang des ewigen Eises  
  Die Eisdecke der Arktis schmilzt immer schneller. Das bestätigen zwei neue Studien der NASA. Das ewige Eis ist im vergangenen Jahr um 14 Prozent geschrumpft - 18 Mal schneller als bisher.  
Eine Studie stammt von einem Team um den Wissenschaftler Son Nghiem vom Jet Propulsion Laboratory der NASA in Kalifornien.

Die Forscher hatten Satellitendaten über das Ausmaß und die Verbreitung von saisonalem Eis und ewigem Eis der letzten Jahrzehnte miteinander verglichen.
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Der Artikel "Depletion of perennial sea ice in the East Arctic Ocean" von Son Nghiem et al. ist in der Zeitschrift "Geophysical Research Letters" (Bd. 33, 7. September 2006, doi:10.1029/2006GL027198) erschienen.
->   Die Studie (pdf-Datei; NASA)
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Fläche neun Mal so groß wie Österreich
Den Messungen der Forscher zufolge ist die Fläche des ewigen bzw. mehrjährigen Eises zwischen 2004 und 2005 um insgesamt 730.000 Quadratkilometer kleiner geworden. Das entspricht einer Fläche fast neun Mal so groß wie Österreich.

Im Ost-Arktischen Ozean nördlich von Europa und Asien ging das Eis um die Hälfte zurück. Ein Teil davon ist in den West-Arktischen Ozean nördlich von Nordamerika getrieben, was die Eisdecke dort leicht vergrößerte.
Höhere Meerestemperaturen
Im Gegensatz zu jahreszeitlichem Treibeis schmilzt das ewige bzw. mehrjährige Eis im Meer das ganze Jahr nicht und ist bis zu drei Meter dick. Saisonales Eis ist dünner und hält sich nur über den Winter, bevor es schmilzt.

Schmilzt das dauernd vorhandene Eis nun ab, würde im Sommer eine riesige eisfreie Fläche im Meer entstehen, so Nghiem. Das hätte weit reichende Auswirkungen auf die Umwelt:

Die Temperaturen im Arktischen Ozean würden steigen, was zu einem noch schnelleren Schmelzen des Eises im Sommer führen und die Entstehung von jahreszeitlichem Eis im Winter verzögern würde.
Auch im Winter immer weniger Eis
Dass sich im Winter bereits jetzt weniger Eis bildet, bestätigt indes eine weitere, noch unveröffentlichte Studie der NASA. In den letzten 25 Jahren ging das Wintereis alle zehn Jahre um durchschnittlich 1,5 Prozent zurück.

In den vergangenen zwei Jahren beschleunigte sich das Abschmelzen jedoch dramatisch: Allein im Winter 2004/2005 habe die Arktis 2,3 Prozent ihres Treibeises im Winter verloren, schreibt Studienautor Josefino Comiso.

Diese Tatsache bestätigt auch erstmals die Richtigkeit von Klimamodellen, die auf Grund des Treibhauseffekts ein schnelleres Schmelzen des Wintereises vorhersagten.
Bedrohung für die Nahrungskette
Der Rückgang des Wintereises sei eine bedrohliche Entwicklung für das Ökosystem des arktischen Meeres, warnen die Forscher. Das könne unter anderem die Bildung von Plankton - der Grundlage der Nahrungskette - beeinflussen.

"Wenn das Schmelzen des Eises im Winter anhält, hätte dies sehr tief greifende Auswirkungen, besonders für die Meeressäuger", so Comiso.

[science.ORF.at/APA, 14.9.06]
->   NASA, Jet Propulsion Laboratory
->   Josefino Comiso, NASA
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01.01.2010