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Physik-Nobelpreis 2006 für Forschungen zum "Urknall-Echo"  
  Der Nobelpreis für Physik 2006 geht an die beiden US-Forscher John C. Mather und George F. Smoot. Die beiden Astrophysiker werden für ihre Untersuchungen der kosmischen Hintergrundstrahlung, das "Echo des Urknalls", ausgezeichnet. Ihre Arbeit habe unter anderem Bilder des neu geborenen Universums geliefert, begründete die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm ihre Entscheidung.  
Die höchste Auszeichnung für Physiker ist in diesem Jahr mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (zehn Millionen schwedische Kronen) dotiert.

"Wir werden das feiern, aber wir wissen noch nicht wie", sagte der 60 Jahre alte Mather kurz nach dem Anruf aus Stockholm: "Ich war sicher aufgeregt aber nicht total überrascht, weil uns viele Leute erwähnt hatten. Zu Beginn hatten wir die Bedeutung unserer Arbeit gar nicht erkannt", ergänzte der Astrophysiker.
Indirekte Auszeichnung für "COBE"-Mission
Der 60 Jahre alte Mather arbeitet am NASA Goddart Space Flight Center in Greenbelt (US-Staat Maryland), sein Kollege Smoot (61) ist Professor für Physik an der Universität von Kalifornien in Berkeley.

Mit dem 1989 gestarteten NASA-Satelliten "COBE" hatten sie bereits kurz nach dem Start feine Temperaturschwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung nachgewiesen, die heute als Saat der ersten Galaxien gelten.

Bereits diese frühen Resultate wurden von Kollegen stürmisch bejubelt. Inzwischen ist dieses Phänomen mit moderneren Experimenten sehr viel detaillierter vermessen worden. Das Alter des Alls ließ sich so zum Beispiel mit sehr großer Sicherheit auf 13,7 Milliarden Jahre beziffern.

Später lieferten andere Satelliten, wie WMAP, noch präzisere Daten von der Hintergrundstrahlung und ihren Temperaturdifferenzen. Im kommenden Jahr will sich auch die ESA mit ihrer Sonde "Planck" diesem Thema widmen.
->   COBE (Wikipedia)
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Hintergrundstrahlung
Die kosmische Hintergrundstrahlung ist ein Relikt aus der frühen Phase des Universums. Sie wurde knapp 400.000 Jahre nach dem Urknall ausgesendet, als das Universum noch rund 3.000 Grad heiß war. Durch die Expansion des Universums hat sich die Strahlung, die aus jeder Richtung des Himmels kommt, mittlerweile abgekühlt und entspricht heute einer Temperatur von 2,7 Grad Kelvin, nur knapp über dem absoluten Nullpunkt.
->   Hintergrundstrahlung (Wikipedia)
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Kosmologie wurde zur Präzisionswissenschaft
Bild: EPA
George F. Smoot
Per Carlson, Mitglied des Nobelkomitees und Astrophysiker, sagte in Stockholm: "Die beiden haben Kosmologie zu einer Präzisionswissenschaft gemacht. Sie waren die absolut entscheidenden beim 'COBE'-Projekt. Es war nicht schwer, die Entscheidung für sie zu treffen."

Die Arbeiten seiner Kollegen seien das Wichtigste, was es in der Kosmologie in den vergangenen Jahren gegeben habe, sagte auch Jakob Staude vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. "Wir kennen den Kosmos in seinen wesentlichen Strukturelementen nun so genau wie nie zuvor", sagte er.

"Wir können zum Beispiel erklären, warum es in unserer Umgebung welche Galaxien gibt und warum sie häufig Quasare im Zentrum haben." Als Quasare werden die stark strahlenden Kerne weit entfernter Galaxien bezeichnet.
Strahlung in den 1940ern entdeckt

John C. Mather
Mit ungenauen Messgeräten erscheine die Temperatur des Weltalls überall gleich, erklärte Staude. Wer aber mit großer Genauigkeit von einem zehntausendstel oder hunderttausendstel Grad nachsehe, entdecke feinste Schwankungen. Diese ließen sich mit "Klumpen in einer Suppe" vergleichen und seien die Keimzellen der Galaxien gewesen.

Die Mikrowellen-Hintergrundstrahlung wurde bereits in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Folge des Urknalls vorhergesagt. Tatsächlich entdeckt wurde sie dann zufällig, als 1964 die beiden US-Forscher Arno Penzias und Robert Woodrow Wilson eine neue empfindliche Antenne testeten. Die beiden Wissenschaftler wurden dafür mit dem Physik-Nobelpreis 1978 ausgezeichnet.

Am Montag hatten bereits die US-Forscher Andrew Z. Fire und Craig C. Mello für eine Methode zum Stummschalten von Genen den Medizin-Nobelpreis erhalten. Am Mittwoch werden die Chemie-Nobelpreisträger benannt. Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

[science.ORF.at/APA/dpa, 3.10.06]
->   Nobel Foundation
->   Nobelpreis - Wikipedia
->   Website von John C. Mather
->   Website von George F. Smoot
Meldungen zum Medizin-Nobelpreis:
->   Medizin-Nobelpreis 2006 für Entdeckung der RNA-Interferenz
->   Medizin-Nobelpreis 2006: Reaktionen der Preisträger
Die Physik-Nobelpreise der letzten Jahre:
->   Physik-Nobelpreis 2005 für quantenoptische Forschungen
->   Physik-Nobelpreis 2004 für Theorie starker Wechselwirkung
->   Physik-Nobelpreis 2003 für Forschung zu Supraleitung
 
 
 
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01.01.2010