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Physik-Nobelpreis 2006: Reaktionen der Preisträger  
  In der Physik wurden am Dienstag die Wissenschaftler John C. Mather und George F. Smoot für die erste präzise Vermessung des "Urknall-Echos" zu Nobelpreisträgern gekürt - nicht ganz zu ihrer eigenen Überraschung.  
Der amerikanische Astrophysiker John C. Mather ist sich der Bedeutung seiner Forschung bewusst. "Ich kann nicht behaupten, dass ich völlig überrascht bin", sagte er am Dienstag bei einer Pressekonferenz wenige Stunden nach Erhalt der erfreulichen Nachricht aus Stockholm.

Wissenschaftler aus aller Welt hätten schon mehrfach geäußert, dass die gemeinsame Arbeit zum Echo des Urknalls den Nobelpreis verdiene.
->   Physik-Nobelpreis 2006 für Forschungen zum "Urknall-Echo"
John C. Mather: "Triebkraft der Urknall-Forschung"
Für die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften war Mather die Triebkraft für die Auswertung der Messdaten des Satelliten "Cosmic Background Explorer" (COBE).

Der heute 60-Jährige brillierte bereits als Physik-Student am kleinen Swarthmore College in Pennsylvania. Bevor er seine Karriere am Goddard Institut for Space Studies der Weltraumbehörde NASA begann, promovierte er an der Universität von Kalifornien in Berkeley.

"Mather ist ein sehr guter Team- und Projektleiter", sagt Günther Hasinger, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München. "Als er mit dem Gruber-Preis für Kosmologie ausgezeichnet wurde, hat er diesen ausdrücklich für das ganze "COBE"-Team angenommen."
Ideengeber
Von Mather stammten die ersten Ideen und Vorschläge für das "COBE"-Projekt vor mehr als 30 Jahren. Auch nach dem Start des Satelliten 1989 behielt er die Fäden in der Hand.

Ende 1995 wurde er als wissenschaftlicher Leiter aller Studien mit dem James Webb Space Telescope (JWST) eingesetzt. Dieses Infrarot-"Fernrohr" wird eines Tages das größte Teleskop im Weltraum sein und weit über die Entfernungen des Hubble-Teleskops hinausreichen.

Für seine Verdienste wurde Mather bereits mit hohen Ehren ausgezeichnet, darunter dem NASA-Preis für außergewöhnliche wissenschaftliche Errungenschaften, dem Preis der Astronomical Society und des American Institute of Physics. Zu der jüngsten Anerkennung sagte Mather: "Wir werden das feiern, aber wir wissen noch nicht wie."
George F. Smoot - Kosmologe aus Leidenschaft
Mathers Kollege George Fitzgerald Smoot (61) ist kein Wissenschaftler der leisen Töne. "Smoot tritt eher etwas lautsprecherisch auf", sagt Günther Hasinger, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München.

Als Smoot seine erste Karte von der Hintergrundstrahlung vorstellte, sagte der Kosmologe: "Das ist das Antlitz Gottes." Die Äußerung habe ihm viel Kritik der Kollegen eingetragen, erinnert sich Hasinger. Diese hätten zuerst auch an den - später exakt bestätigten - Resultaten gezweifelt.
Frühe Faszination
Smoot wurde als das ältere zweier Kinder am 20. Februar 1945 in Yukon (Florida) geboren. Sein Vater war Hydrologe, seine Mutter Lehrerin für Naturwissenschaften. Schon in seiner Kindheit faszinierte ihn die Wissenschaft, aber auch Technik, Science-Fiction- Romane und Sport.

Früh befasste er sich am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit Elementarteilchenphysik, in seiner Doktorarbeit studierte er den Zerfall subatomarer Teilchen, wie es in einer Würdigung zur Verleihung der Albert-Einstein-Medaille 2003 in Bern hieß. Dann zog es Smoot zur Kosmologie.
Mit viel Akribie am Werk
Der Kosmologe unternahm Forschungsexpeditionen etwa in den Nahen Osten und lauschte bei Experimenten ins All. Die Frage lautete: Rotiert das Universum, oder expandiert es nur? Dabei arbeitete er so akribisch, dass er jedem eine Flugreise "nach irgendwo in der Welt" versprach, der einen Fehler in den Daten finden könne.

Vor wichtigen Präsentationen arbeitet der Forscher Tag und Nacht - und dies über Wochen und Monate. In seiner äußerst begrenzten Freizeit geht der Physikprofessor aus Berkeley (Kalifornien) gern auf Reisen, wandert oder fährt Ski.

[science.ORF.at/APA/dpa, 4.10.06]
->   John C. Mather - NASA
->   Smoots Gruppe am Lawrence Berkeley National Laboratory
 
 
 
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01.01.2010