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Chemie-Nobelpreis 2006 für Transkriptions-Forschung  
  Der Nobelpreis für Chemie 2006 geht an den US-Forscher Roger D. Kornberg von der Stanford University für seine Studien an einem lebenswichtigen Vorgang, der so genannten Transkription: Dabei handelt es sich um die Übersetzung der in der DNA gespeicherten Information. Kornberg fertigte detaillierte Aufnahmen der dafür verantwortlichen Moleküle an.  
Das gab die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften bekannt. Die Auszeichnung ist mit zehn Millionen schwedischer Kronen (1,072 Mio. Euro) dotiert.

Damit gehen in diesem Jahr alle drei naturwissenschaftlichen Nobelpreise in die USA. Der Preis wird am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, in Stockholm überreicht.
"Früchte zum Wohl der Menschheit"
"Es besteht kein Zweifel daran, dass die Grundlagenforschung von Kornberg Früchte zum Wohl der Menschheit tragen wird. Sie eröffnet Perspektiven für neue Medikamente wie etwa bei Antibiotika", sagte Per Ahlberg vom Nobelkomitee.

Kornberg hatte seine Erkenntnisse erst vor fünf Jahren publiziert, die Auszeichnung kam daher vergleichsweise schnell. "Der Anruf aus Stockholm war so überwältigend, dass ich noch immer zittere", kommentierte der Biochemiker die Zuerkennung.
Schnappschüsse aus der Zelle
Bild: Stanford University
Roger D. Kornberg
Die in der DNA gespeicherte Erbinformation wäre nutzlos, wenn sie nicht übersetzt und in jene Zellteile transportiert würde, wo dann auf Basis dieses Bauplans Proteine produziert werden, die treibende Kraft aller Lebensfunktionen.

Dazu muss die DNA-Information kopiert werden, und zwar in eine sogenannte Boten-RNA. Diese trägt die Information aus dem Zellkern zu den Protein-Fabriken in der Zelle.

Der diesjährige Chemie-Nobelpreisträger Roger Kornberg (59) hat diesen Prozess genau beschrieben, indem er regelrecht Schnappschüsse einzelner Phasen der Transkription angefertigt hat.
->   Transkription - Wikipedia
Kristallographische Aufnahmen
Kornberg sei es gelungen, detaillierte kristallographische Bilder dieses Übersetzungs-Apparats in Aktion aus einer eukaryotischen Zelle anzufertigen, heißt es seitens der Schwedischen Akademie.

Eukaryoten sind alle Lebewesen mit echtem Zellkern, also alle Lebewesen außer Bakterien und Archea (früher Archebakterien genannt). "Diese Bilder sind so detailliert, dass man einzelne Atome erkennen kann. Dies ermöglichte es, den Mechanismus der Transkription und seine Regelung zu verstehen", betonte die Akademie.

Dazu hat Kornberg die in den Prozess involvierten Moleküle kristallisiert. Mit Hilfe von Röntgenstrahlen können dann Abbilder der Struktur dieser Moleküle angefertigt werden.
->   Eukaryoten - Wikipedia
Lebensnotwendiger Prozess
Transkription ist lebensnotwendig, wird sie gestoppt, kann die genetische Information nicht mehr genutzt werden, ein Organismus stirbt innerhalb weniger Tage. Dies passiert zum Beispiel bei einer Vergiftung mit dem Knollenblätterpilz, dessen Gift die Funktion des Enzyms "RNA-Polymerase" blockiert, das eine zentrale Aufgabe im Transkriptionsprozess spielt.

Das Verständnis dieses Prozesses ist auch von fundamentaler medizinischer Bedeutung, spielen doch Störungen in der Transkription eine Rolle bei Krebs, Herzerkrankungen oder Entzündungen.

Außerdem spielt die Transkription auch eine wichtige Rolle bei der Ausdifferenzierung von Stammzellen in verschiedene Zellarten. Ein besseres Verständnis des Transkriptionsprozesses sei deshalb für die Entwicklung von Stammzell-Therapien wichtig, heißt es seitens der Akademie.
Familientradition fortgesetzt
Kornberg wird am 10. Dezember übrigens das zweite Mal bei einer Nobelpreisverleihung anwesend sein. Vor 47 Jahren kam er als zwölfjähriger Bub nach Stockholm, als sein Vater Arthur Kornberg gemeinsam mit Severo Ochoa 1959 für ihre Entdeckung des Mechanismus in der biologischen Synthese der RNA und der DNA mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Im Vorjahr ging die begehrte Auszeichnung an den Franzosen Yves Chauvin und die beiden US-Wissenschaftler Robert H. Grubbs und Richard R. Schrock. Die Chemiker erhielten die Auszeichnung für die Entwicklung bzw. Verbesserung einer Synthesemethode für organische Verbindungen, die so genannte Metathese.

[science.ORF.at/APA, 4.10.06]
->   The Nobel Foundation
->   Nobelpreis - Wikipedia
->   Website von Roger D. Kornberg
Meldungen zu den Nobelpreisen 2006:
->   Physik-Nobelpreis 2006 für Forschungen zum "Urknall-Echo"
->   Medizin-Nobelpreis 2006 für Entdeckung der RNA-Interferenz
Die Chemie-Nobelpreise der letzte Jahre:
->   Chemie-Nobelpreis 2005 für Entwicklung organischer Reaktionen
->   Chemie-Nobelpreis 2004 für zellbiologische Forschungen
->   Chemie-Nobelpreis 2003 für Erforschung von Zell-Kanälen
 
 
 
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01.01.2010