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Effektives Klonen auch ohne Stammzellen möglich  
  US-Forscher haben erstmals Mäuse aus bereits ausdifferenzierten Blutzellen geklont. Bisher war angenommen worden, dass Klonen nur mit Stammzellen funktioniert, die sich noch zu allen möglichen Körperzellen entwickeln können.  
Dies hat ein Team um die Forscher Tao Cheng von der Universität Pittsburgh und Jerry Yang von der Universität von Connecticut in einer Reihe von Experimenten herausgefunden.
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Der Artikel "Differentiated cells are more efficient than adult stem cells for cloning by somatic cell nuclear transfer" von Tao Cheng et al. ist online auf der Homepage der Zeitschrift "Nature Genetics" (1. Oktober 2006, doi:10.1038/ng1895) erschienen.
->   Abstract
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Alleskönner Stammzelle
Stammzellen sind Zellen, die sich in viele verschiedene Zelltypen entwickeln können.

Dabei können zwei Arten von Stammzellen unterschieden werden: Zum einen die ethisch umstrittenen embryonalen Stammzellen, die aus getöteten Embryonen gewonnen werden. Zum anderen adulte Stammzellen, die sich im Gewebe oder den Organen bereits geborener Lebewesen finden.
->   Stammzelle - Wikipedia
Ausdifferenzierte Zellen versus Stammzellen
Bei ihren Experimenten verwendeten die Forscher drei verschiedene Gruppen von Blutzellen:

Die erste Gruppe bestand aus noch wenig ausdifferenzierten adulten Stammzellen, die sich noch in jeden beliebigen Blutzellentyp entwickeln konnten.

In der zweiten Gruppe waren die Zellen soweit ausdifferenziert, dass sie sich nur mehr in wenige verschiedene Typen entwickeln konnten. Die dritte Gruppe bildeten voll ausdifferenzierte weiße Blutkörperchen (Granulozyten).
Versuche mit ausdifferenzierten Zellen erfolgreicher
Bei den Versuchen zeigte sich, dass das Klonen mit den voll ausdifferenzierten Blutzellen am besten funktionierte. Mehr als ein Drittel der Versuche mit diesen Zellen brachte Embryonen hervor. Zwei Mäuse wurden sogar geboren, starben aber bald danach.

Im Vergleich dazu entstanden aus den weniger ausdifferenzierten Blutzellen nur in elf Prozent der Fälle Embryos, bei den am wenigsten entwickelten Stammzellen waren es sogar weniger als acht Prozent.
Reprogrammierung des Zellkerns
Das Ergebnis des Experiments sei überraschend, so Wissenschaftlerin Yang. Bisher war angenommen worden, dass wenig ausdifferenzierte Stammzellen am besten zum Klonen geeignet sind.

Der Grund für diese Annahme liegt in der Technik des Klonens: Ein Kern einer beliebigen Zelle (zum Beispiel einer Hautzelle) wird dabei in eine Eizelle eingesetzt, deren eigener Kern zuvor entfernt wurde. Durch diesen Vorgang wird die DNA im eingesetzten Zellkern neu "programmiert".

Das "genetische Programm" zur Funktion als Hautzelle wird dabei "überschrieben", und durch ein neues ersetzt, das zur Entwicklung eines Embryos führt. Dieser Embryo ist die exakte Kopie jenes Lebewesens, von dem der eingesetzte Zellkern stammt.
Widerspruch zu gängigen Theorien
Bisher gingen die Wissenschaftler davon aus, dass diese "Reprogrammierung" umso leichter ist, je weniger die Funktion einer Zelle festgelegt ist. Stammzellen, die sich noch in jeden beliebigen Zelltyp entwickeln können, sind dieser Theorie zufolge ideal zum Klonen.

Die erfolgreichen Versuche mit adulten ausdifferenzierten Blutzellen widersprechen dieser Theorie.
Einsatz in der Medizin
Die Erkenntnisse der Wissenschaftler könnten in Zukunft auch für die Behandlung von Krankheiten von Nutzen sein.

So könnten mit Hilfe der Blutzellen eines kranken Menschen embryonale Klone erzeugt werden, dessen Stammzellen dann wiederum zur Behandlung des Kranken eingesetzt werden könnten, so die Forscher.

[science.ORF.at, 4.10.06]
->   University of Pittsburgh
->   Homepage von Jerry Yang
->   Mehr zum Stichwort Stammzelle im Archiv von science.ORF.at:
 
 
 
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01.01.2010