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Neues Online-Lexion ernennt Experten zu Redakteuren  
  Wikipedia bekommt Konkurrenz: Beim freien Online-Lexikon "Citizendium" sollen die Inhalte in Zukunft von Experten überprüft werden. Damit soll der Kritik an Wikipedia, Wissen würde zu wenig kontrolliert verbreitet, Rechnung getragen und die Akzeptanz unter Wissenschaftlern erhöht werden.  
Die Initiatoren des Projekts "Citizendium" - das "citizens' compendium of everything" - um Wikipedia-Urgestein Larry Sanger planen einen Start Anfang November.
Weiterentwicklung von Wikipedia
Wissensangebot in 229 Sprachen und 1,4 Millionen Artikel allein in der englischen Ausgabe - damit ist Wikipedia das größte freie Online-Lexikon der Welt.

Basis des Erfolgs ist die Philosopie von Wikipedia, die jeden dazu einlädt, Lexikoneinträge zu einem Thema zu schreiben - und die eines anderen jederzeit zu ändern.
Reaktion auf skeptische Wissenschaftler
Obwohl die Richtigkeit der Fakten erstaunlich hoch ist, wird die Kritik an diesem System allerdings immer lauter: Viele Wissenschaftler, die entscheidend zur Erhaltung und Verbesserung der Qualität beitragen könnten, wollen nicht für Wikipedia schreiben.

Sie würden durch das System der kollektiven Autorenschaft abgeschreckt, ihr Wissen zur Verfügung zu stellen, heißt es in einem Bericht auf der Website der Fachzeitschrift "Nature". Dadurch gehen wertvolle Ressourcen verloren.

Genau diesem Nachteil wollen die "Citizendium"-Gründer um Larry Sanger nun entgegenwirken.
->   Zeitschrift "Nature" bricht Lanze für Wikipedia (15.12.05)
Kontrolle des Kollektivs
Anerkannte Experten sollen bei dem neuen Online-Lexikon einen speziellen Redakteursstatus erhalten und so animiert werden, zum Wissens-Pool beizutragen.

Als "übergeordnete Redakteure" sollen sie die Richtigkeit von Inhalten prüfen und bei fachlichen Streitigkeiten unter Autoren ein Machtwort sprechen. Gleichzeitig soll aber weiterhin jeder Internet-Nutzer Beiträge verfassen oder ändern können.

Das Ziel der Betreiber ist es, durch dieses Misch-System die Qualität und die Akzeptanz ihrer Enzyklopädie in der Wissenschaft zu erhöhen.
"Selbsternannte Experten"
Wer in diesem neuen System als Experte gelten und damit als Redakteur zugelassen werden soll, sollen die User selbst bestimmen. Zugangsbeschränkungen gebe es keine, schreiben die Gründer auf ihrer Homepage.

Ehrlichkeit ist gefordert: Die Organisatoren wollen lediglich eine Liste von wünschenswerten Voraussetzungen veröffentlichen, anhand derer jeder selbst überprüfen kann, ob er die Qualifikation zum Redakteur mitbringt.

Großer Unterschied zu Wikipedia: Die Redakteure können nicht mehr länger anonym bleiben. Zugelassen wird nur, wer sich bei "Citizendium" einträgt und einem Link zu seinem aktuellen Lebenslauf angibt.

"Da die Ernennung auf Cititzendium öffentlich erfolgt und der Nachweis der Expertise online überprüfbar sein muss, ist es für die Community sehr leicht festzustellen, ob jemand zu unrecht einen Status als Redakteur beansprucht", so die Macher von "Citizendium". Damit vertrauen sie auf eine Kontrolle durch die Nutzer.
Start mit Wikipedia-Kopie
Um von Beginn weg möglichst viele Informationen anbieten zu können, haben die Organisatoren vor, die Inhalte von Wikipedia zu kopieren. Diese sollen dann weiterbearbeitet werden.

Das Geld für das Projekt soll von Sponsoren und Spendern kommen. Projektstart ist laut Homepage Anfang November 2006.

Die Reaktionen auf die Pläne von Sangers Team sind gemischt. Mehrere bereits auf Wikipedia aktive Wissenschaftler begrüßen die Weiterentwicklung. Kritiker befürchten wiederum, dass in Zukunft - anstatt über Inhalte - zunehmend über die Eignung von Redakteuren debattiert wird.

[science.ORF.at, 6.10.06]
->   Webpage von "Citizendium"
->   Larry Sanger - Wikipedia
->   news@nature
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   "Global Text Project ": Lehrbücher für alle (19.9.06)
->   Wikipedia: Unveränderbare Version geplant (19.12.05)
 
 
 
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01.01.2010