News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Ökonomie-Nobelpreis geht an US-Forscher Phelps  
  Alle wissenschaftlichen Nobelpreise dieses Jahres sind in die USA gegangen. Mit der Vergabe des Wirtschaftspreises an den New Yorker Ökonomen Edmund S. Phelps (73) haben die schwedischen Nobelkomitees insgesamt sechs männliche Forscher aus den Vereinigten Staaten mit den weltweit begehrtesten Auszeichnungen für Medizin, Physik, Chemie und Wirtschaftswissenschaft ausgezeichnet.  
Die Preise sind mit jeweils zehn Millionen Kronen (1,1 Mio Euro) dotiert und werden traditionsgemäß am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), von Schwedens König Carl XVI. Gustaf in Stockholm überreicht.

Der seit vielen Jahren als Nobelpreis-Anwärter geltende Phelps erhielt die Auszeichnung für seine Analyse vom Verhältnis kurz- und langfristiger Effekte in der Wirtschaftspolitik.
Weiterführung Keynes'scher Theorien

Edmund S. Phelps
Phelps' Theorien gelten als wichtige Weiterentwicklung der Theorien von John Maynard Keynes (1883-1946). Phelps, der an der Columbia University lehrt und forscht, stellte in den späten 60er Jahren die herrschende Theorie in Frage, derzufolge allein ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation bestehe.

Er habe erkannt, dass nicht nur ein Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit bestehe, sondern dieser auch von den Erwartungen der Unternehmen und Beschäftigten bezüglich der Löhne und Verbraucherpreise abhänge, erklärte die Königliche Akademie.

Phelps habe in seinen Arbeiten das Verständnis für den Zusammenhang von stabilen Preisen, Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung - den wichtigsten Zielen von Volkswirtschaften - vertieft. Seine Analysen hätten nicht nur die ökonomische Theorie maßgeblich beeinflusst sondern auch die Wirtschaftspolitik.

Komiteechef Jörgen Weibull sagte nach der Bekanntgabe, die Theorien von Phelps seien auch nach 40 Jahren hochaktuell: "Man frage nur die Finanzminister in der EU nach ihren Erwartungen an Inflation und den Arbeitsmarkt."

Phelps habe Keynes' Theorien gleichzeitig weiterentwickelt und zu ihrem Kern zurückgeführt. "Phelps hat sich unheimlich gefreut, als wir ihn anriefen. Aber so ganz überraschend ist das für ihn wohl doch nicht gekommen", sagte Weibull.
Totale US-Dominanz
Bei dem generell stark umstrittenen Wirtschaftspreis konnten die USA ihre beispiellose Vormachtstellung weiter ausbauen. Von den 58 durchweg männlichen Preisträgern seit der ersten Vergabe 1969 haben 44 in den Vereinigten Staaten wissenschaftlich gearbeitet.

Komiteechef Weibull meinte zur US-Dominanz: "Wir als Juroren sind völlig farbenblind, was die Herkunft angeht. Aber die USA haben einfach knallhart auf wissenschaftliche Ausbildung und Talentförderung gesetzt."

Der von Schwedens Nationalbank nachträglich gestiftete Preis hat innerhalb der Nobelstiftung nicht denselben Status wie die anderen Nobelpreise, die seit 1901 nach dem Testament des Preisstifters Alfred Nobel vergeben werden. Er wird auch innerhalb der Nobelstiftung nicht offiziell Nobelpreis genannt, sondern "Preis der schwedischen Reichsbank zum Andenken an Alfred Nobel" oder in der Kurzform "Wirtschaftspreis".

Am Donnerstag wird in Stockholm der diesjährige Literaturnobelpreis und am Freitag in Oslo der Friedensnobelpreis vergeben.

[science.ORF.at/dpa/AP, 9.10.06]
->   The Nobel Foundation
->   Website von Edmund S. Phelps
Die Nobelpreise 2006:
->   Friedensnobelpreis 2006 an Mohammed Yunus (ORF.at)
->   Chemie-Nobelpreis 2006 für Transkriptions-Forschung
->   Physik-Nobelpreis 2006 für Forschungen zum "Urknall-Echo"
->   Medizin-Nobelpreis 2006 für Entdeckung der RNA-Interferenz
->   Literaturnobelpreis 2006 an Orhan Pamuk (oe1.ORF.at)
Die Ökonomie-Nobelpreise der letzten Jahre:
->   Ökonomie-Nobelpreis 2005 für zwei Spieltheoretiker
->   Ökonomie-Nobelpreis 2004 geht an Makroökonomen
->   Ökonomie-Nobelpreis 2003 für Zeitreihen-Forschung
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010