News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Phelps: Vom Katzen-Zähler zum Nobelpreisträger  
  Am Mittwoch wurde der US-Ökonom Edmund S. Phelps mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet. Erste Erfahrungen mit der Ökonomie machte er bereits früh: in der US-Wirtschaftskrise in den 30er Jahren.  
Wie viele bekannte amerikanische Wirtschaftswissenschaftler sammelte Edmund S. Phelps (73) seine ersten Erfahrungen als kleines Kind in der schlimmsten wirtschaftlichen Langzeitkrise der USA in den 30er Jahren.

Er wurde im Sommer 1933 auf dem Höhepunkt der "Depression" in Evanston einer Vorstadt von Chicago, geboren. Er musste miterleben, wie sein Vater und seine Mutter ihre Jobs verloren und sich jahrelang mit Hilfe der Eltern durchschlagen mussten.
66 Jahre Forschungsarbeit
Seine wirtschaftswissenschaftlichen Anfänge machte Phelps im Alter von vier Jahren, als ihm sein Vater bei Abendspaziergängen die verschiedenen Automodelle beibrachte. Mit sieben Jahren machte er eine allseits bewunderte Studie aller Katzen in dem Appartement- Komplex, in dem die Phelps-Familie lebte.

66 Jahre später bekam Phelps für seine über Jahrzehnte laufenden bahnbrechenden wirtschaftswissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiet des komplizierten Zusammenspiels von Beschäftigung und Inflation den Nobelpreis.
Verbesserte "Phillips-Kurve"
In den späten 60er Jahren verbesserte er die berühmte Phillips-Kurve, eine Formel, nach der es einen festen Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit gibt.

Durch fiskal- und geldpolitische Ankurbelungsaktionen konnten Regierungen die Arbeitslosigkeit danach senken, mussten dafür aber eine Inflationsbelebung in Kauf nehmen.

Phelps kam hingegen zu der Erkenntnis, dass die Inflationsentwicklung nicht nur von der Arbeitslosigkeit abhängig ist, sondern auch von den Preis- und Lohnerhöhungserwartungen der Unternehmen und der Arbeitnehmer. Dies führte zu einer völligen Neuinterpretation der Phillips-Kurve.
Beachtetes "Beratungsinstrumente"
Dies hatte seither für Politiker und Währungshüter in aller Welt bei ihren Entscheidungen erheblichen Einfluss. Die Regierungen und Notenbanken konnten nicht mehr einfach davon ausgehen, Beschäftigungs- und Inflationsziele gegeneinander abzuwägen und entsprechende Ausgaben-, Steuer- und Geldpolitik zu betreiben.

Die erwartungsgetriebenen Entscheidungen von Unternehmen und Arbeitnehmern waren plötzlich ebenfalls als sehr wichtige Faktoren zu berücksichtigen. Andere Faktoren wurden später von ihm mit einkalkuliert.
...
Phelps hatte an der Prestigeuniversität Yale 1959 seinen Doktortitel erhalten und lehrte an mehreren amerikanischen Universitäten, ehe er 1971 zur Columbia University in New York berufen wurde. Seine berufliche Karriere hatte er 1959 beim "Think Tank" Rand Corporation begonnen. Phelps hat über Jahrzehnte zahlreiche Bücher geschrieben und hunderte wirtschaftswissenschaftlicher Abhandlungen. Er bekam im Laufe der Zeit zahlreiche Ehrendoktortitel, darunter einen von der Universität Mannheim.
->   Website von Edmund S. Phelps
...
In 90er Jahren Osteuropa-Schwerpunkt
Phelps beschäftigte sich in den frühen 90er Jahren mit den osteuropäischen Ländern, die kapitalistische Wirtschaftssysteme und notwendige Institutionen aufbauen wollten.

Dies brachte ihn später zu Untersuchungen darüber, ob die Länder wie die USA, Schweden, Finnland und Irland mit starken wirtschaftlichen Wachstumsraten bessere Institutionen und Mittel hatten als Länder, die keinen Boom erlebten wie Deutschland, Italien, Österreich und Spanien.

Peter Bauer, dpa, 10.10.06
->   Ökonomie-Nobelpreis geht an US-Forscher Phelps
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010