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Globales "Ökologie-Defizit" hat begonnen  
  Dass die Menschheit in ökologischer Hinsicht auf zu großem Fuß lebt, ist seit längerem bekannt. Britische Umwelt-Experten haben nun errechnet, dass heuer der 9. Oktober jener Tag im Jahr ist, an dem der Verbrauch der weltweiten Bio-Ressourcen die Kapazitäten des Planeten zu übersteigen beginnt. In Österreich ereignete sich dieser "Öko-Schuldentag" bereits am 23. Mai.  
Nach diesem hypothetisch errechneten Tag werden bis Ende des Jahres mehr natürliche Ressourcen konsumiert, als reproduziert werden können.
Ökologischer Fußabdruck der Menschen ...
Die Berechnungen zum "ökologischen Fußabdruck", den die Menschen auf der Erde hinterlassen, werden seit einigen Jahren vom Global Footprint Network vorgenommen.

Die Forscher des internationalen Ökologie-Netzwerkes setzen dabei zwei Größen miteinander in Beziehung: auf der einen Seite das tatsächlich vorhandene Angebot natürlicher Ressourcen (Biokapazität), auf der anderen Seite jene Land- und Wasserflächen, die für die Aufrechterhaltung des aktuellen Konsumniveaus nötig wären.

Eingerechnet wird dabei auch jene hypothetische Fläche, die notwendig wäre, um die eingesetzte Energie aus fossilen Quellen nachhaltig zu produzieren (bzw. das aus Fossilenergieverbrennung stammende Kohlendioxid zu absorbieren).
... wird immer größer
Das Verhältnis dieser beiden Größen gerät immer mehr in Ungleichgewicht. Somit ist der errechnete Tag, an dem die Ökologie des Planeten in den "roten Bereich" kommt, immer früher im Jahr.

Laut den Wissenschaftlern ereignete er sich erstmals überhaupt am 19. Dezember 1987. 1995 fiel der globale "Öko-Schuldentag" auf den 21. November und heuer bereits auf den 9. Oktober.

Mit anderen Worten: Der "ökologische Fußabdruck" ist heuer knapp 30 Prozent größer als die Biokapazität des Planeten. Zur Regeneration der natürlichen Ressourcen, die 2006 weltweit verbraucht werden, dauert es nun rund ein Jahr und drei Monate, so die Forscher.
1,3 Planeten wären nötig
 
Bild: Global Footprint Network

Dunkelblau: der "ökologische Fußabdruck" der Menschheit, hellblau: der Kohlendioxid-Anteil daran. Der Schneidepunkt mit der Biokapazität der Erde lag 1987 - heute bedürfte es theoretisch 1,3 Erden, um den Ressourcenverbrauch ihrer Bewohner pro Jahr zu gewährleisten.
Wären wir alle Amerikaner, bräuchten wir sechs Erden
Was global errechnet werden kann, lässt sich - unter Berücksichtigung der jeweiligen Einwohnerzahlen - auch auf einzelne Länder übertragen.

So beginnt das Jahr des "ökologischen Defizits" in den USA bereits Ende Februar. Hätte die Weltbevölkerung den selben Ressourcenverbauch wie die Amerikaner, wären also rund sechs "Erden" notwendig, um diesen decken.
Österreichs Öko-Schuldentag war der 23. Mai
Die Werte für Österreich hat Helmut Haberl vom Wiener Institut für Soziale Ökologie der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF, Universität Klagenfurt) für science.ORF.at errechnet. Ihm zufolge befinden wir uns seit 23. Mai in der Phase der "Ökologie-Schulden".

Das heißt, dass jeder Österreicher und jede Österreicherin seit gut viereinhalb Monaten mehr natürliche Ressourcen konsumiert, als in diesem Jahr von unserem Planeten reproduziert werden können.

[science.ORF.at, 10.10.06]
->   Global Footprint Network
->   Institut für Soziale Ökologie (IFF)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Studie: Menschheit lebt bereits auf zu großem Fuß (24.8.04)
 
 
 
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01.01.2010