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Mutation macht aus Hunderiesen Zwerge  
  US-Genetiker haben herausgefunden, dass den mitunter extremen Größenunterschieden zwischen Hunderassen relativ einfache Erbgut-Änderungen zu Grunde liegen. Eine Mutation im Gen "IGF-1" führt offenbar dazu, dass die betroffenen Tiere weniger Wachstumsfaktoren bilden. Das Ergebnis: ein kleiner Hund.  
Das berichtete Nate Sutter beim Jahrestreffen der American Society of Human Genetics in New Orleans, Louisiana.
->   ASGH Meeting 2006
Große Unterschiede zwischen Rassen ...
Chihuahua und Dogge sind wohl die extremsten Beispiele für die Vielfalt an Hunderassen, die der Mensch durch Jahrtausende lange Züchtung hervorgebracht hat. Insbesondere dann, wenn man sich etwa für Größenunterschiede interessiert. Das tut zum Beispiel Nate Sutter vom National Human Genome Research Intitute in Bethesda.

Er wollte herausfinden, was den Hundezwerg - genetisch - zum Zwergen macht. Zu diesem Behufe fertigte er zunächst 500 Röntgenaufnahmen von Portugiesischen Wasserhunden an, um die Tiere anhand ihrer Skelettmaße als groß, normal und klein zu klassifizieren. Dann suchte er mit seinen Mitarbeitern nach genetischen Unterschieden zwischen den relativ Klein- bzw. Großgewachsenen.
->   Portugiesischer Wasserhund - Wikipedia
... geringe Unterschiede innerhalb
Das war aus zwei Gründen eine eher einfache Übung: Zum einen hat im Dezember letzten Jahres ein Konsortium, dem auch Sutter angehört, das komplette Erbgut des Hundes sequenziert und dabei jene Stellen ausfindig gemacht, die eine besonders hohen genetische Variation aufweisen. Zum zweiten half hier die durchaus pingelige Fortpflanzungspolitik der Hundezüchter.

Ein Rassehund ist bekanntlich nur ein solcher, wenn er den entsprechenden Stammbaum hat. Biologisch betrachtet bedeutet Züchtung Einschränkung der Paarungswahl, die zu einer Reduzierung der genetischen Vielfalt führt - und das war, wie zu erwarten, auch bei den 500 Portugiesischen Wasserhunden der Fall: Die Zahl der Genorte, die eine nennenswerte Vielfalt erkennen ließen, war bei ihnen geringer als etwa beim Menschen.
Gen steuert Körpergröße
Wie dem auch sei, Satter und Kollegen fanden einen Genort, an dem sich kleine und große Wasserhunde unterschieden, und zwar das Gen mit dem Namen "IGF-1", was ausgeschrieben "insulin-like growth factor 1" bedeutet.

Um dessen Einfluss auf die Körpergröße zu untersuchen, analysierten die US-Genetiker 350 weitere IGF-1-Versionen von Hunden verschiedener Rassen, darunter etwa Spitz und Yorkshire-Terrier sowie Bernhardiner und Deutsche Dogge.

Das Ergebnis: Sämtliche 18 kleinwüchsigen Hunderassen trugen jene Variante in ihrem Erbgut, die auch bei den kleineren Portugiesischen Wasserhunden vorhanden war. Bei den 15 großen Rassen fand sie sich hingegen so gut wie gar nicht.
->   IGF-1 - Wikipedia
Der Zwergen/Riesen-Regler
Das spricht dafür, dass IGF-1 ein neuralgischer Punkt für die Regulierung der Körpergröße von Hunden sein dürfte. Dieser Befund passt auch gut zu einem anderen Studienergebnis, das bereits vor einigen Jahren publiziert wurde.

Entfernt man nämlich Mäusen IGF-1 künstlich aus dem Erbgut, wachsen sie zu regelrechten Mini-Ausgaben ihrer Spezies heran.
Sollten Forscher jemals riesige Chihuahua züchten wollen - sie wüssten nun wohl, wo man beginnen muss.

[science.ORF.at, 16.10.06]
->   National Human Genome Research Institute
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01.01.2010