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Studie mit Blinden beweist: Mimik wird vererbt  
  Forscher habe Hinweise gefunden, dass das Mienenspiel von Menschen vererbbar ist. Familienmitglieder bewegen ihre Gesichter bei Gefühlen wie Trauer oder Ärger erstaunlich ähnlich, oft sogar nach identem Muster.  
Zu diesem Ergebnis kam ein Team um Gili Peleg der israelischen Universität in Haifa in einer Studie, bei der die Mimik von seit der Geburt blinden Personen mit jener ihrer Verwandten verglichen.
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Der Artikel "Hereditary family signature of facial expression" von Gili Peleg et al. erschien auf der Webseite der "Proceedings of the National Acadamy of Sciences" (Bd. 103, S. 15921-15926).
->   Abstract
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(Fast) universelle Mimik
Grundsätzlich sind Mimiken über Kulturen hinweg bei allen Menschen ähnlich. Feinheiten, wie zum Beispiel asymmetrische Muskelbewegungen, können jedoch durchaus unterschiedlich sein. Dadurch kommt es zu einer für jeden Menschen individuellen Mimik. Unklar war bisher allerdings, ob diese individuellen Eigenheiten vererbt werden oder durch unbewusste Nachahmung entstehen.
Familienspezifische Feinheiten
Deshalb analysierten die Forscher um Gili Peleg die Mimik von seit der Geburt blinden Personen, da diese noch nie sehen konnten und eine unbewusste Nachahmung von Mimiken ausgeschlossen war.

Zu diesem Zweck provozierten die Forscher bei ihren Probanden in Interviews verschiedene Gefühle. Es stellte sich heraus, dass das Minenspiel der blinden Versuchspersonen dem ihrer Verwandten ähnlicher war als dem von fremden Personen. Die Forscher schließen daraus, dass die Mimik eines Menschen erblich beeinflusst wird.

Bei Emotionen wie Traurigkeit, Ärger oder Konzentration waren die Gesichtsbewegungen von Familienmitgliedern teilweise sogar ident. Bei Ekel, Freude oder Überraschung waren die Unterschiede größer. Der erbliche Einfluss könnte daher bei verschiedenen Gesichtsbewegungen unterschiedlich sein, so die Forscher.
Suche nach dem "Mimik-Gen"
Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Ergebnisse den Anstoß zur Suche nach den für die Mimik verantwortlichen Genen geben. Profitieren könnte davon die Forschungen zu Behinderungen wie Autismus, bei dem das Minenspiel beeinträchtigt ist.


[science.ORF.at, 17.10.06]
->   Universität Haifa
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01.01.2010