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Archäologen entschlüsseln "Derveni-Papyrus"  
  Eine der ältesten literarischen Schriften Europas, der mindestens 2.500 Jahre alte "Derveni-Papyrus", ist größtenteils entschlüsselt worden: Der Text handelt unter anderem von Orpheus und dem Reich der Toten.  
Dies gab am Mittwoch der griechische Archäologieprofessor Kyriakos Tsantsanoglou von der Universität Thessaloniki bekannt. "Jahrzehnte lang haben wir gearbeitet, um dieses gigantische "Puzzle" zu rekonstruieren", sagte er der Athener Zeitung "Kathimerini" am Mittwoch.
Antike Jenseitsvorstellungen
Die Entschlüsselung des 1962 in einem antiken Grab nahe Thessaloniki entdeckten Papyrus könne neue Erkenntnisse über die Welt der Antike bringen. Ein Buch über die neuen Forschungsergebnisse erscheint am Donnerstag in Griechenland in englischer Sprache.

Der Text ist nach Ansicht von Philologen und Archäologen sehr wichtig für die Jenseitsvorstellungen in der Antike. "Darin kann man erkennen, welche Ansichten die Menschen damals hatten, was nach dem Tod folgt", sagte Giorgos Karamanolis, Professor für antike Philosophie an der Universität Kreta, der Zeitung.
Text über Orpheus und die Unterwelt
Der Papyrus des unbekannten Verfassers enthalte "mystische" und technische Informationen über Zeremonien der damaligen Zeit, hieß es. Der Text stamme mindestens aus dem fünften vorchristlichen Jahrhundert, er könne aber auch noch älter sein.

Darin setze sich der Verfasser mit den in der griechischen Mythologie überlieferten Erfahrungen des Orpheus in der Unterwelt auseinander und entwerfe ein komplexes System über das Reich der Toten.

Dem König Orpheus, eine Figur aus der Sagenwelt, soll es gelungen sein, in den Hades (Unterwelt) abzusteigen. Aus den neuen Hades-Erkenntnissen war damals ein sektenartiger mystischer Kult unter anderem zur Seelenwanderung entstanden, der unter dem Namen Orphismus bekannt ist.

Der Papyrus sei offenbar nach dem Tode seines Besitzers zusammen mit ihm verbrannt und anschließend dem Grab beigefügt worden. Für mehr als 40 Jahre galt der Text als nicht entschlüsselbar. Um die kleinen Papyrus-Teile lesbar zu machen, seien moderne Methoden in Zusammenarbeit mit der englischen Universität Oxford angewendet worden, hieß es.

[science.ORF.at/dpa, 18.10.06]
->   Derveni-Papyrus - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010