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Treibhausgas fressende Bakterien entdeckt  
  Deutsche Forscher sind in der arktischen Tiefsee auf bisher unbekannte Arten Mikroorganismen gestoßen. Sie leben von Methan, das ein rund 25 Mal stärkerer Klimakiller ist als etwa Kohlendioxid.  
Das berichtet eine Forschergruppe um Antje Boetius vom Bremer Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie. Zuvor waren bereits andere Mikroorganismen bekannt, die sich von Methan ernähren.
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Der Artikel "Novel microbial communities of the Haakon Mosby mud volcano and their role as a methane sink" von Antje Boetius et al. erscheint am 19. Oktober 2006 in der Zeitschrift "Nature".
->   Nature
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Methan-"Veratmung"
Die neu entdeckten "Methanfresser" tragen zur Verringerung des Treibhauseffekts bei, allerdings in deutlich geringerem Ausmaß als bisher angenommen. Sie bewohnen den Schlammvulkan Haakon Mosby, der große Mengen Wasser, Schlamm und Gas aus mehreren Tausend Metern unterhalb des Meeresbodens ausstößt.

Die Mikroorganismen benutzen Sauerstoff und Sulfat aus dem Meerwasser um das Gas Methan "atmen" und im Zellinneren zu Energie umwandeln zu können. Manche Bakterien verarbeiten das Methan allein mit Hilfe dieser Substanzen, andere können dies nur gemeinsam mit weiteren Mikroorganismen.
Zusammenspiel von Organismen
 
Bild: T. Lösekann, Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie

Bakterien (im Bild rot) bilden mit anderen Mikroorganismen, den so genannten Archaea (grün ), eine Symbiose zum Abbau von Methan.

Weil das Methan aber mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit aus dem Meeresboden austritt, kann im Gegenzug nur wenig Sauerstoff und Sulfat in den Boden eindringen, die die Bakterien zur Methan-Umwandlung brauchen. Das beschränkt die Mikroorganismen, die so nur etwa 40 Prozent des ausströmenden Methans umsetzen können, berichten die Forscher.
Meeres-Methan beeinflusst Klima
Über Methanquellen am Meeresboden ist bis heute wenig bekannt. Fraglich ist vor allem der Anteil an Methan, der aus dem Ozean in die Atmosphäre gelangt und damit den Treibhauseffekt beeinflusst.

Forscher haben bereits herausgefunden, dass an manchen Methanquellen im Ozean das gesamte austretende Gas von Mikroorganismen umgewandelt wird.

Am Schlammvulkan Haakon Mosby ist das allerdings nicht der Fall. Die nun vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass in Abhängigkeit der Ausströmgeschwindigkeit erhebliche Mengen Methan aus untermeerischen Quellen in die Atmosphäre gelangen können.

[science.ORF.at/APA/dpa, 18.10.06]
->   Antje Boetius, Max-Planck-Gesellschaft
->   Wikipedia - Archaea
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Methan-Studie: Warnung vor Fehlinterpretation (25.1.06)
->   Pflanzen sind globale Methan-Produzenten (12.1.06)
->   Schlammvulkane überraschen Wissenschaftler (26.4.05)
 
 
 
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01.01.2010