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Theologe sieht "Wiederkehr der Religionen"  
  Das 21. Jahrhundert könnte nach Einschätzung eines deutschen Kirchenhistorikers stark von einer "Wiederkehr der Religionen" geprägt sein. Der Grund: Sinnverlust moderner Konsumgesellschaften.  
Die Glücksversprechen der Konsumgesellschaft, die Idee eines immer währenden Fortschritts und die Hoffnung auf innerweltliche Selbsterlösung hätten an Kraft verloren, sagte Hubert Wolf von der Westfälischen Wilhelms-Universität auf einem Kongress.
"Auch Nicht-Religöse betroffen"
Die Religionen würden ihre Normen künftig wieder stärker an das politische Gemeinwesen herantragen. "Auch wer selbst nicht religiös ist, wird dann betroffen sein", so der Wissenschaftler zum Auftakt einer Tagung zur "Wiederkehr der Religionen" der Initiative "Pro Geisteswissenschaften".

Das Verhältnis von Religion und Politik müsse in Zukunft neu definiert werden, prognostizierte der Theologe, dessen Forschungsschwerpunkte die Inquisition sowie Kirche und Nationalsozialismus sind.
"Glauben und Zweifel": Erweiterung der "Zeit"?
Der stellvertretende Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit", Bernd Ulrich, nannte den 11. September 2001 einen "Urknall" für die Wiederkehr der Religionen. Seither hätten die Medien das Thema stark aufgenommen. Der Tod von Johannes Paul II. und die Papstwahl von Benedikt XVI. hätten das verstärkt.

Die Redaktion der "Zeit" überlegt laut Ulrich, einen neuen Zeitungsteil "Glauben und Zweifel" einzuführen. Da die "subventionierte Kirchenöffentlichkeit" sinke, gebe es eine Marktlücke. Fraglich sei aber, ob sich genug Theologen fänden, die in angemessener Sprache wöchentlich über solche Themen schreiben können.

Auch seien derzeitige Journalisten nicht gut dafür ausgebildet. Zudem sprächen Kirchenvertreter in der Öffentlichkeit wegen "einer gewissen Zensur" oft "verkrümmt". Für einen solchen "Mangel an Freiheit" habe das Publikum ein gutes Gespür.

[science.ORF.at/APA, 23.10.06]
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Zur Tagung
Bei der Tagung "Wiederkehr der Religionen" stellten sich Theologen den Anfragen von Wissenschaftlern anderer Disziplinen. Dabei ging es um Themen wie Stammzellenforschung, Gewalt und Religionen, Wahrheitsanspruch sowie Islam und Fundamentalismus. Hinter der Initiative "Pro Geisteswissenschaften" stehen der "Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft", "Thyssen Stiftung", "Volkswagen Stiftung" sowie "Die Zeit - Stiftung Ebelin" und Gerd Bucerius.
->   Website der Tagung
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->   Hubert Wolf - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010