News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Neuronen bestimmen Sozial-Verhalten von Vögeln  
  "Sozial-Neuronen", die bei geselligen Tätigkeiten besonders aktiv sind, sind Biologen schon länger bekannt. Studien an nahe verwandten Vogelarten haben nun gezeigt, was Sozialverhalten in neurologischer Sicht bedeutet. Diese speziellen Nervenzellen spielen demzufolge auch beim Menschen eine wichtige Rolle.  
Die Psychologen James Goodson und Yiwei Wang von der University of California in San Diego untersuchten in ihrer Studie den Zusammenhang zwischen der Aktivität der Neuronen und sozialem Verhalten anhand von fünf verschiedenen Finkenarten.
...
Die Studie "Neural sensitivity to social valence evolves in relation to species-typical group size" erscheint zwischen 24. und 27. Oktober 2006 in den PNAS.
->   Abstract der Studie (sobald online)
...
Soziale Biochemie im Gehirn
Drei der untersuchten Finkenarten leben in der Natur entweder in kleinen Gruppen oder Kolonien mit bis zu 100 Tieren. Bei den zwei weiteren Arten leben nur Männchen und Weibchen in einem bestimmten Territorium zusammen.

Eine wichtige Rolle für die Wirkung der Neuronen im Gehirn spielt der Stoff Vasotoctin, den die Neuronen selbst produzieren. Er beeinflusst eine Reihe von sozialen Verhaltensweisen, wie zum Beispiel das Eingehen monogamer Beziehungen.
Doppelte Neuronen-Aktivität bei geselligen Finken
Die Forscher testeten nun die Aktivität der "Sozial-Neuronen" im Gehirn der Vögel in unterschiedlichen sozialen Situationen. Sahen die Vögel zum Beispiel durch einen Stacheldraht einen Finken ihrer Art gleichen Geschlechts, stieg die Neuronen-Aktivität bei geselligen Tieren an.

Im Vergleich zu Finkenarten, die nur zu zweit leben, war die Anzahl der Nervenzellen größer und auch die Aktivität doppelt so hoch. Bei Vögeln, die die traute Zweisamkeit bevorzugen, reagierten die Neuronen nur beim Anblick des Partners.
Neuronen formen Persönlichkeit
Die Neuronen-Aktivität könnte aber nicht nur zwischen den verschieden Arten unterschiedlich, sondern auch für "Persönlichkeitsunterschiede" zwischen einzelnen Tieren verantwortlich sein. Zu diesem Schluss kam der Wissenschaftler Godson in einer weiteren, noch nicht veröffentlichten Arbeit.

Mit diesen Erkenntnissen, werden Goodson zufolge fundamentale Fragen von Sozialität berührt - auch jene des Menschen. Denn solche oder ähnliche "Sozial-Neuronen" seien in fast allen Wirbeltieren vorhanden. Er vermutet, dass die Nervenzellen beim Menschen eine ähnliche Rolle spielen. Die genauen Funktionen müssen hier allerdings erst erforscht werden.

[science.ORF.at, 24.10.06]
->   James Goodson, University of Carlifornia
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Vernachlässigung von Babys verändert ihr Gehirn (21.11.05)
->   Als Nasenspray erprobt: Das Elixier des Vertrauens (2.6.05)
->   Gen macht aus Mäuse-Casanovas treue "Ehemänner" (17.6.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010