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"Bestes populäres Wissenschaftsbuch aller Zeiten" gewählt  
  Der 1975 erschienene Roman "Das periodische System" des italienischen Schriftstellers Primo Levi ist das "beste populäre Wissenschaftsbuch aller Zeiten". Zu diesem Ergebnis kam eine Publikumsabstimmung am Imperial College in London, einem der prestigeträchtigsten britischen Colleges.  
Initiiert hatte die Abstimmung die Royal Institution of Great Britain: Sie lud Wissenschaftsjournalisten, Wissenschaftler und Sachbuchlektoren ein, ihre Lieblingsbücher vorzustellen und mit dem Publikum darüber zu debattieren, was ein gutes Sachbuch ausmache.
Bei der anschließenden Abstimmung schlugen die in Form einer Reise durch die Periodentafel geschriebenen Lebenserinnerungen des italienischen Chemikers und Auschwitz-Überlebenden Levi Werke von Konrad Lorenz, Tom Stoppard und Richard Dawkins. Auf die Wahl machte das Weblog "Sciblog" aufmerksam.
Vier Kandidaten auf der Shortlist
Vier Bücher hatten es auf die Shortlist geschafft, die letzten Donnerstag zur Auswahl stand: Neben Primo Levis "Il sistema periodico" kämpften Konrad Lorenzs "Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen" (1952), Tom Stoppards Theaterstück "Arcardia" (1993) und Richard Dawkins "The Selfish Gene (Das egoistische Gen)" (1976) um den Titel des "besten populären Wissenschaftsbuches aller Zeiten".

Unter den übrigen sechs Nominierungen waren auch Charles Darwin's "Voyage of the Beagle" und Bertold Brechts "Leben des Galilei".
Auswahlkriterien: "Große Idee" und literarische Qualitäten
Zusammengestellt hatte diese Auswahl eine kleine, aber feine Jury, bestehend aus Tim Radford, Wissenschaftsredakteur des Guardian, Armand Leroi, Entwicklungsbiologe am Imperial College, und Sara Abdulla, Lektorin für wissenschaftliche Sachbücher bei MacMillan.

Welche Kriterien bei ihrer Auswahl leitend waren, beschreibt der Wissenschaftspublizist Jon Turney, der den Vorsitz bei der Publikumsabstimmung führte, in seinem "Science Books Blog":

"Ein großartiges wissenschaftliches Buch sollte eine große Idee transportieren, etwas darüber erzählen, wie 'doing science' funktioniert und von hoher literarischer Qualität sein. Es sollte ein Buch sein, dass man wirklich lieben kann - auch wenn manche es hassen."
->   Science Books Blog - Jon Turney
Lorenz: "Charmantestes Buch eines Nazis"
Was ein gutes wissenschaftliches Sachbuch oder ein guter "wissenschaftlicher Roman" ist, ist also immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Bei der Abstimmung konnte sich Primo Levis "Periodisches System" knapp gegen Stoppards "Arcardia" - ein Theaterstück über zwei Forscher, die einen literarischen Krimi untersuchen - und Konrad Lorenz' "Er redete mit dem Vieh, den Vögeln und den Fischen" durchsetzen.

Letzteres bezeichnete Jon Turney als "das charmanteste Buch, das je von einem Nazi geschrieben wurde", berichtet die Tageszeitung Guardian.
Primo Levi und sein Roman "Das periodische System"
Der autobiographische Roman "Das periodische System" gehört zu den bekanntesten Büchern des 1919 in Turin geborenen und dort 1987 verstorbenen Autors und Chemikers Primo Levi.

In 21 Kapiteln, die nach chemischen Elementen benannt sind, schildert Levi die entscheidenden Stationen seines Lebens - von seiner Jugend in Turin, dem antifaschistischen Widerstand und seiner Zeit in Auschwitz bis hin zu seinen Versuchen, nach dem Krieg in die Normalität zurückzufinden. Die vorgestellten Episoden spiegeln dabei immer Eigenschaften des Elementes wieder, das dem jeweiligen Kapitel seinen Namen gibt.

Besonders berühmt ist das letzte Kapitel, das dem Element Kohlenstoff gewidmet ist. Levis Betrachtungen über den Weg eines einzelnen Kohlestoffatoms, das nach einer jahrhundertelangen Reise via ein Glas Milch schließlich im Autor landet, gelten als literarisch besonders herausragend.

Martina Nußbaumer, science.ORF.at, 25.10.06
->   Primo Levi - Wikipedia
->   The Royal Institution of Great Britain
->   "Levi's memoir beats Darwin to win science book title" - Guardian
->   Sciblog
 
 
 
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01.01.2010