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Schwertträgerfische balzen mächtig für die Konkurrenz  
  Das männliche Balzverhalten zielt in erster Linie auf die Gunst des Weibchens ab - sollte man meinen. Doch nicht immer: Mit einer großen verlängerten Schwanzflosse, dem "Schwert", können die männlichen Schwertträgerfische die Weibchen nicht beeindrucken - dafür die zuschauenden Rivalen, was für sie offenbar wichtiger ist.  
Die Weibchen der Art Xiphophorus birchmanni bevorzugen bei den potentiellen Partnern eher die kleineren Schwanzflossen. Und doch: In Anwesenheit von Konkurrenz hissen die Männchen das "Schwert" ganz besonders hoch, um Rivalen abzuschrecken, erkannten Heidi S. Fisher und Gil G. Rosenthal vom Department of Biology der Boston University.
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Der Artikel "Male swordtails court with an audience in mind" ist in der Fachzeitschrift "Biology Letters" erschienen (31. Oktober 2006, DOI: 10.1098/rsbl.2006.0556).
->   Abstract
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Intrasexuelle vs. intersexuelle Selektion
Bereits Charles Darwin erkannte zwei Arten sexueller Selektion: die intrasexuelle Selektion, mit der er bei der Fortpflanzung den männlichen Wettkampf um ein Weibchen beschrieb, sowie die intersexuelle Selektion, die beispielsweise die Auswahlkriterien des Weibchens bei der Partnerwahl umfasst ("female choice").

Heute weiß man: Der Sieger des männlichen Wettstreits ist nicht immer automatisch der bevorzugte Partner des Weibchens. So auch nicht beim Schwertträgerfisch Xiphophorus birchmanni.
Paarung unter Beobachtung der Rivalen
Xiphophorus birchmanni ist ein Süßwasserfisch, der in hoher Dichte natürliche Flüsse bewohnt. Auf nur wenigen Quadratmetern kommt häufig eine Population von bis zu Hunderten Männchen und Weibchen.

Paarungen erfolgen das ganze Jahr über - aufgrund der hohen Dichte immer unter Anwesenheit von "Beobachtern".

Die Männchen balzen um die Gunst des Weibchens, indem sie parallel und dicht mit den Weibchen schwimmen, ihre segelartige Schwanzflosse aufstellen und diese erzittern lassen, schreiben Fisher und Rosenthal.
->   Xiphophorus bei Wikipedia
Weibchen bevorzugen kleinere Flossen
In ihrer Studie konnten die Biologen nachweisen, dass zwar die Weibchen auf kleinere "Schwerter" bei den Männchen stehen. Andere Schwertträgerfischmännchen reagieren allerdings auch aggressiver auf balzende Männchen mit kleineren Schwanzflossen und attackieren diese mit Bissen.

Von großen Schwanzflossen lassen sich die Rivalen hingegen einschüchtern. Die männlichen Schwerträgerfische stellen dementsprechend in Anwesenheit anderer Männchen ihre Flosse größer sowie auch häufiger auf.

Die größere Schwanzflosse zielt somit in erster Linie auf ein Abschrecken anderer Rivalen ab, so die Forscher: die Weibchen seien nicht der Hauptadressat.
Stärke kein Vorteil bei Nachwuchsbetreuung
Warum die Weibchen eher kleinere Schwanzflossen bevorzugen, ist noch nicht geklärt. Auf jeden Fall spielen die Männchen in der Aufzucht und bei der Betreuung des Nachwuchses keine weitere Rolle: Die vermeintlich größere Kraft eines stärkeren Partners bringt dem Weibchen keinen unmittelbaren Nutzen.

Ein Grund könnte aber sein, so die Forscher, dass männliche Schwertträgerfische mit großer Flossen nicht nur aggressiver auf andere Männchen, sonder auch den Weibchen gegenüber reagieren.

[science.ORF.at, 3.11.06]
->   Department of Biology, Boston University
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   WWF: Gefährliche Chemikalien in Schwertfischen (29.8.06)
->   Die bizarren Wege der (tierischen) Fortpflanzung (22.9.04)
 
 
 
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01.01.2010