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Studie: Kollaps der Fischerei Mitte des Jahrhunderts  
  Wenn die Artenvielfalt der Meere weiterhin so stark dezimiert wird wie bisher, könnte die Fischerei bereits Mitte des Jahrhunderts zusammenbrechen, warnen internationale Ökologen und Wirtschaftsexperten.  
"Wenn wir unsere Methoden zum Artenschutz nicht grundlegend verändern, wird dies das letzte Jahrhundert mit wild gefangenem Fisch sein", erklärte Mitautor Stephen Palumbi von der Stanford-Universität in Pacific Grove (US-Staat Kalifornien).
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Der Artikel "Impacts of Biodiversity Loss on Ocean Ecosystem Services" ist in der Fachzeitschrift "Science" (Bd. 314, S. 787, 3. November 2006) erschienen.
->   Abstract
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Geringere Produktivität der Meere
Die Gruppe um Boris Worm von der Dalhousie-Universität in Halifax (Kanada) nutzte Daten aus einer Vielzahl von Experimenten, Messungen und Fischereiaufzeichnungen.

Die Forscher zeigen, dass der seit dem Beginn der Industrialisierung bereits vielfach belegte Rückgang der Artenvielfalt die Produktivität der Meere deutlich verringert.
Weniger Fischereierträge
In der Folge sinken die Fischereierträge, schreibt die Gruppe um Worm: Eine Untersuchung im Jahr 2003 habe ergeben, dass zu diesem Zeitpunkt bereits knapp ein Drittel der befischten Arten zusammengebrochen sei.

Trotz massiver Mehraufwände für die Fischerei gingen die Erträge seit 1994 kontinuierlich zurück.
Auch höheres Risiko für Küstenbewohner
Auch die Stabilität des Ökosystems Meer und seine Fähigkeit, sich von Schädigungen zu erholen, verringere sich mit sinkender Artenvielfalt. Krankheiten breiteten sich schneller aus, die Lebensräume veränderten sich. Dadurch erhöhen sich auch die Risiken für die Menschen in den Küstenregionen, berichten die Forscher.
Trend noch umkehrbar
 
Bild: ARC COE for Coral Reef Studies/Marine Photobank

Marines Schutzgebiet, Papua New Guinea

Allerdings gebe es trotz allem einen kleinen Lichtblick, betont Worm: Noch sei dieser Prozess umkehrbar.

In neu eingerichteten Meeresschutzgebieten steige die Artenvielfalt rasch wieder, schreiben die Forscher. In solchen Reservaten können sich Fische und andere Tiere gut vermehren und damit auch die Umgebung mitversorgen - das hilft den Fischern im Umkreis solcher Schutzgebiete.

Die Autoren regen an, bei allen Schutzmaßnahmen nicht einzelne, sondern alle Arten einzubeziehen.
Mehr Schutzgebiete gefordert
Die Forscher betonen zugleich die gesellschaftliche Bedeutung einer intakten marinen Artenvielfalt. Der Schutz des Ökosystems Meer werde dadurch auch zu einem langfristigen ökonomischen Anliegen.

Im Moment sei weniger als ein Prozent des Meeres geschützt. "Obwohl mit einem besseren Schutz der Artenvielfalt kurzfristig steigende Kosten verbunden sind, ergänzen sich Artenschutz und wirtschaftliche Entwicklung langfristig", betont Edward Barbier, Ökonom von der Universität von Wyoming in Laramie (USA).

[science.ORF.at/APA/dpa, 3.11.06]
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01.01.2010