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Erneut Streit um Himmelsscheibe von Nebra  
  Die 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra sorgt für Kontroversen unter Wissenschaftlern. Es geht um die Frage, ob die älteste konkrete Himmelsabbildung der Welt ein astronomischer Kalender ist.  
"Sie ist kein astronomischer Kalender", sagte der Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, Wilfried Menghin, der dpa. Dagegen befinden sich nach Auffassung des Astronomen Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Universität Bochum auf der Himmelsscheibe eindeutige astronomische Symbole, die auf eine Kalenderfunktion deuten.
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Streit, die zweite
Das ist nicht das erste Mal, dass über Funktion und Echtheit der Himmelsscheibe gestritten wird. Bereits im Dezember 2004 waren etwa der Regensburger Archäologe Peter Schauer und der Landesarchäologe Sachsen-Anhalts, Harald Meller, zu diesem Thema aneinander geraten.
->   Streit über Echtheit der "Himmelsscheibe von Nebra"
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Archäologischer Kriminalfall
Die Bronzescheibe mit goldenen Symbolen von Sonne, Mond und Sternen und dem Siebengestirn der Plejaden war 1999 bei Nebra (Burgenlandkreis) von zwei Raubgräbern entdeckt worden. Die Polizei und Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller haben den Schatz im Februar 2002 bei einer fingierten Verkaufsaktion in einem Hotel in Basel (Schweiz) gesichert.
Goldhut als tatsächlicher Kalender?
Menghin hält nicht die Himmelsscheibe, sondern einen in den 1990er Jahren von seinem Museum erworbenen 3.000 Jahre alten Goldhut für ein System zur Berechnung für bronzezeitliche Kalender.

Das Museum hatte den 74,5 Zentimeter hohen Schatz aus purem hauchdünnen Goldblech 1996 für umgerechnet rund 750.000 Euro aus unbekanntem Schweizer Privatbesitz erworben. Die Himmelsscheibe und der Goldhut gelten als einige von wenigen Funden mit konkreten Symbolen aus der bilderarmen Bronzezeit.
Oder Verzierungen ohne Sinn?
Nach Auffassung des Bochumer Astronomen Schlosser sind die Zeichen auf dem Goldhut lediglich Verzierungen ohne erkennbaren Sinn. Das habe nichts mit einem Kalender zu tun, der sich jedem Benutzer einfach erschließen müsse.

Bislang unumstritten ist, dass die rund zwei Kilogramm schwere, fast kreisrunde Himmelsscheibe mit einem Durchmesser von 31 bis 32 Zentimetern als Instrument zur Bestimmung der Sommer- und Wintersonnenwende diente. Der Streit um die Kalender-Funktion soll auf einer Fachtagung im Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte geklärt werden.

[science.ORF.at/dpa, 8.11.06]
->   Himmelsscheibe von Nebra - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010