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Fälschungsverdacht bei "Science"-Studie  
  Knapp ein Jahr ist es her, dass der Fälschungsskandal um Hwang Woo Suk die Welt der Wissenschaft erschütterte. Vor allem die US-Zeitschrift "Science", die Hwangs vermeintliche Durchbrüche publiziert hatte, wurde dadurch ordentlich in die Bredouille gebracht. Nun braut sich in Washington D.C. das nächste Unwetter zusammen: Die Herausgeber von "Science" haben sich kürzlich von einer im Februar veröffentlichten Studie distanziert - deren Ergebnisse sind bis heute nicht reproduzierbar. Eine Untersuchung läuft bereits.  
"Resultate möglicherweise nicht zuverlässig"
Bild: Science
Donald Kennedy
Unter der Überschrift "Ausdruck der Besorgnis seitens der Redaktion" konnte man in der vorletzten Ausgabe von "Science" (Bd. 314, S. 592) folgendes lesen:

"Am 17. Februar 2006 veröffentlichten wir die Studie 'Cdx2 Gene Expression ...' von K. Deb und Mitarbeitern. Wir wurden ... davon in Kenntnis gesetzt, dass die University of Missouri zu dieser Studie eine Untersuchung durchführt. Wir informieren daher unsere Leser, dass die publizierten Resultate möglicherweise nicht zuverlässig sind." Gezeichnet: Donald Kennedy, Herausgeber von "Science".
->   Editorial Expression of Concern - Science, 27.10.06
Entwicklung von Säugern anders als gedacht?
Worum geht es? Die erwähnte Arbeit sorgte zu Beginn des Jahres für einige Aufregung, weil sie die bisherige Lehrmeinung über die Embryonalentwicklung von Säugetieren über den Haufen warf.

Beim Krallenfrosch und der Fruchtfliege finden bereits vor bzw. ab den ersten Teilungen der Eizelle genetische Prozesse statt, die die Ur-Symmetrie auflösen und so das weitere Schicksal der Tochterzellen bestimmen. Bislang ging man davon aus, dass bei Säugetieren die Symmetrie in diesem Stadium erhalten bleibt.

Kaushik Deb und seine Kollegen von der University of Missouri berichteten im Februar, dass es offenbar auch bei Säugern sehr frühe Weichenstellungen von großer Tragweite gibt: Nämlich die asymmetrische Aktivierung des Gens Cdx2, welche zur Bildung einer Nährschicht des Säugerkeims führt, so die Quintessenz der damaligen Studie.
Ergebnisse nicht reproduzierbar
Mehrere Forschergruppen versuchten daraufhin dieses überraschende Ergebnis zu reproduzieren - bis jetzt ohne Erfolg. "Nature", der große Konkurrent von "Science", lässt sich das natürlich auf der Zunge zergehen:

Die britische Zeitschrift kontaktierte die betroffenen Forscher, um Genaueres über die gegenwärtig laufende Untersuchung der University of Missouri zu erfahren.

Drei der Autoren gaben auf entsprechende Anfragen per Email keine Antwort. Und der Senior-Autor der Studie, Michael Roberts, gab sich auch wortkarg: "Das werde ich nicht kommentieren."
->   Nature: Technical issues provoke concern over biology paper
Erinnerungen an Dezember 2005
Das beweist zwar keineswegs, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Ein gewisses Déjà-vu stellt sich dennoch ein.

Denn seiner "Besorgnis" hat Donald Kennedy bereits einmal öffentlich Ausdruck verliehen. Am 22. Dezember letzten Jahres, als bekannt wurde, dass eine in "Science" publizierte Studie auf offenbar manipulierten bzw. gefälschten Daten beruhte. Erstautor der inkriminierten Studie war damals ein gewisser Hwang Woo Suk.

Robert Czepel, science.ORF.at, 10.11.06
->   Editorial Expression of Concern - Science, 22.12.06
 
 
 
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01.01.2010