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Hirnschrittmacher hilft bei Bewegungsstörungen  
  Neue Behandlungsmöglichkeit bei Muskelverkrampfungen: Außer Morbus Parkinson lassen sich auch andere schwere Bewegungsstörungen einer Studie zufolge erfolgreich mit einem Hirnschrittmacher behandeln.  
In das Gehirn gepflanzte Elektroden könnten schwere Muskelverkrampfungen (Dystonien) häufig deutlich bessern, berichten deutsche Forscher im "New England Journal of Medicine".

Dystonien sind nicht heilbar. "Nun ist das aber eine behandelbare Krankheit geworden", sagte der Leiter der Ambulanz für Bewegungsstörungen der Berliner Charité, Andreas Kupsch, der an der Studie mehrerer Universitäten mitarbeitete.
Patienten konnten wieder gehen
Für ihre Studie setzten die Mediziner bei 40 Menschen mit schweren Dystonien einen Hirnschrittmacher ein.

"Bei 80 bis 85 Prozent der Patienten mit dem Schrittmacher haben sich die Symptome deutlich gebessert", sagte Kupsch. Zum Teil hätten die Patienten wieder selbstständig gehen können.
Unter die Hirnrinde implantiert
Ähnlich wie bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit setzten die Ärzte den Menschen den Schrittmacher durch ein kleines Loch in der Schädeldecke ein.

"Wir implantieren die Elektroden unter die Hirnrinde in einen Bereich innerhalb des so genannten Linsenkerns", sagte Kupsch. Dieses Gehirngebiet sei mit verantwortlich für das Lernen von Bewegungen. "Wir brauchen es zum Beispiel beim Klavierspielen."
Keine Heilung
Die Operation dauere sechs bis zehn Stunden. "Mit den leichten Elektroschocks, die 130 Mal pro Sekunde verabreicht werden, stellen wir den Takt im Gehirn wieder her", sagte Kupsch. Eine Heilung sei dies jedoch nicht.

"Wenn wir den Schrittmacher wieder ausschalten, beginnen die Symptome wieder." Bei eingeschaltetem Schrittmacher blieben die Symptome nach bisherigen Erkenntnissen jedoch dauerhaft gemildert.

[science.ORF.at/APA/dpa, 9.11.06]
->   New England Journal of Medicine
->   Dystonie - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010