News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Waldrodung: Trendumkehr in Industrienationen  
  Eine internationale Studie hat eine gute und eine schlechte Nachricht für den weltweiten Waldbestand ergeben. Zuerst die gute: In reichen Industrienationen und auf dem asiatischen Festland dürfte eine Trendwende eingetreten sein - dort wachsen die Waldflächen mittlerweile wieder an.  
In den klimatisch und ökologisch bedeutenderen tropischen Wäldern in Brasilien und Indonesien schreitet die Rodung jedoch weiterhin in hohem Tempo voran. Zu diesem Resultat kommt ein Forscherteam um Pekka Kauppi von der Universität Helsinki.
...
"Returning forests analyzed with the forest identity" von Pekka E. Kauppi et al. wird zwischen 13. und 17. November auf der Website der "Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA" veröffentlicht (doi: 10.1073/pnas.0608343103).
->   Studie (sobald online)
...
Teilweiser Anstieg der Biomasse
In der von Finnland und China finanzierten Studie wurden außer den eigentlichen Waldflächen auch das Volumen des Baumbestands und der restlichen Biomasse sowie die davon gebundene Menge des atmosphärischen Kohlendioxids berücksichtigt.

Für die Studie wurden Daten aus den vergangenen 200 Jahren verarbeitet. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Biomasse in 22 der 50 waldreichsten Ländern der Erde in den vergangenen 15 Jahren wieder angestiegen ist.
Wendepunkt in wohlhabenden Ländern
Generell sei in Staaten mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf mit mehr als 4.600 USD (3.576 Euro) der Wendepunkt nach Jahrzehnten und Jahrhunderten des Waldschwundes bereits erreicht.

In den reichen Industrienationen wirkten sich Papier-Recycling, der Übergang zur elektronischen Kommunikation sowie eine effektivere Landwirtschaft und eine stärkere Bewirtschaftung kommerzieller Waldflächen günstig auf den gesamten Forstbestand aus, so die Studie.
Positive Signale aus China und Indien
Besondere Bedeutung messen die Experten dem Umstand zu, dass in China trotz geringerem BIP pro Kopf und raschem Wirtschaftswachstum die Waldfläche von 96 Mio. Hektar Ende der 70er Jahre auf heute 143 Mio. Hektar gestiegen ist und in Indien unter ähnlichen Bedingungen der Waldschwund zum Stillstand gekommen ist.

Noch von 1990-2000 verschwanden auf dem asiatischen Kontinent 792.000 Hektar Wald, während seit der Jahrtausendwende die Waldfläche auf dem asiatischen Festland wieder um eine Million Hektar zunahm, so die Studie.
Massive Rodungen in Brasilien und Indonesien
Im Hinblick auf mögliche positive Auswirkungen auf die Klimaveränderung und das Artensterben weltweit bereiten den Forschern aber vor allem Brasilien und Indonesien Kopfzerbrechen. In diesen Ländern würden weiterhin "in raschem Tempo gewaltige Flächen" tropischen Waldes gerodet. Die globale Entwicklung des Waldbestands hänge in hohem Maße von diesen beiden Ländern ab, so die Wissenschaftler.
Vorsichtiger Optimismus
Der Leiter der Studie, der Finne Pekka Kauppi, sieht vor allem die Entvölkerung nicht-urbaner Gebiete und die Armut großer Bevölkerungen als Gefahr für den Waldbestand an: "Ohne Entvölkerung oder Verarmung verzeichnet eine steigende Anzahl von Ländern die Umwandlung zu Waldflächen und eine Verdichtung der Wälder", gibt sich Kauppi vorsichtig optimistisch.

Dem ebenfalls an der Studie beteiligten US-Wissenschaftler Jesse H. Ausubel zufolge könnte bei einem bis 2050 der globale Waldbestand wieder um bis zu zehn Prozent anwachsen, das wären 300 Mio. ha - etwa die Fläche Indiens. Dann könnte ein "Skinhead-Haarschnitt" für die Erde vermieden werden, so Ausubel.

[science.ORF.at/APA, 14.11.06]
->   Pekka Kauppi - Universität Helsinki
->   Jesse H. Ausubel - Rockefeller University
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Brasilianischer Hochland-Regenwald massiv bedroht (8.9.06)
->   "Schonender" Einschlag zerstört Brasiliens Urwald (1.8.06)
->   Wälderwachstum löst weltweites Klimaproblem nicht (15.7.05)
->   Trees for Life - Wiederaufforstung in der Mongolei (16.11.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010