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Forscher warnen vor Nanoteilchen in der Umwelt  
  Nanopartikel haben zum Teil sensationelle Eigenschaften, sie können etwa Oberflächen gegen Schmutz und Nässe versiegeln. Doch Wiener Forscher warnen nun vor einem ungehemmten Einsatz.  
Die winzigen Teilchen könnten im menschlichen Körper und in der Umwelt auch extrem unangenehme Eigenschaften entfalten.

Eine Studie von Forschern um Thilo Hofmann vom Department für Umweltgeowissenschaften der Uni Wien brachte teils beunruhigende Ergebnisse.
Quanteneffekte ändern Eigenschaften
Das teilweise abweichende Verhalten von Nano-Partikeln gegenüber größeren Teilchen liegt unter anderem darin begründet, dass so genannte Quanteneffekte zum Tragen kommen.

So können sich Leitfähigkeit, Farbe, Härte oder auch der Magnetismus eines Materials radikal ändern.
Chemisch aktiver
Kleinste Teilchen sind in der Regel auch chemisch aktiver als größere, da sich relativ mehr Atome direkt an der Oberfläche befinden. Nicht zuletzt haben die winzigen Partikel aber auch spezielle Wirkungen auf biologische Systeme. Das liegt unter anderem daran, dass die Nano-Teilchen in der Größendimension von Zellorganellen - etwa Mitochondrien - liegt.

"Unser Wissen über das Verhalten von Nano-Partikeln in der Natur - seien sie natürlichen oder künstlichen Ursprungs - ist bis heute begrenzt", erklärte dazu Frank von der Kammer, Leiter der Gruppe Nanogeowissenschaften der Uni Wien. "Wie verteilen sie sich etwa in Wasser?", "Wie werden sie abgebaut?" - sind offene Fragen.
Beispiel: Titandioxid in Sonnencremes
Bereits seit einiger Zeit haben die Wissenschaftler einen Blick auf Titandioxid. Die Verbindung kommt in Form von Nano-Partikeln beispielsweise in Sonnenschutzmitteln zum Einsatz, damit gelangt sie auch in Seen, Flüsse und das Grundwasser.

"Das Verhalten der Teilchen aus Titandioxid ist je nach Größe sehr unterschiedlich", so von der Kammer. In einer bestimmten Größe entstehen rund um die Teilchen so genannte Freie Radikale, die dann beispielsweise Bakterien oder andere Mikroorganismen abtöten.

Da Bakterien wiederum eine entscheidende Rolle in der Biologie eines Gewässers spielen, kann sich das Titanoxid in größeren Mengen fatal auswirken.
Erst Folgen erforschen, dann einsetzen
Von der Kammer warnte davor, große Mengen von Nano-Partikeln der verschiedensten Materialien einzusetzen, bevor deren Wirkungen einigermaßen erforscht sind. Sonst könnte es schon bald ein böses Erwachen geben, ist der Chemiker überzeugt.

Die Wissenschaftler planen, ein groß angelegtes Forschungsprojekt zum Verhalten von Nano-Partikeln in Wasser beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung einzureichen.

[science.ORF.at/APA, 13.11.06]
->   Nanogeowissenschaften, Uni Wien
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01.01.2010