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Selbstreinigung von Böden: Je feiner desto reiner  
  Die Bodenbeschaffenheit kann die Wirksamkeit der natürlichen Dekontaminierung stark beeinflussen: Feinkörnige Lehmböden bauen beispielsweise Rohöl doppelt so effektiv ab wie Sandboden.  
Das haben Forscher vom Institut für Umweltbiotechnologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien herausgefunden.
Bakterien und Pilze bauen Schadstoffe ab
Die eigentliche Arbeit bei der natürlichen Bodenreinigung übernehmen in erster Linie Bakterien und Pilze. Diese Mikroorganismen sind nicht nur sehr widerstandsfähig, sie zeichnen sich auch durch hohe Anpassungsfähigkeit aus, erklärte Boku-Wissenschaftlerin Kerstin Scherr gegenüber der APA.

So ist es möglich, dass auch viele Gifte von den Organismen effektiv gefressen und damit in ungefährliche Stoffe umgewandelt werden, es ist nur eine Frage der Zeit.

Biotechnologen nutzen die natürliche Selbstreinigungskraft zur gezielten Dekontaminierung von verseuchten Böden. Wenn möglich, wird die Sache beschleunigt, indem die Experten Bakterien und Pilzen ideale Lebensbedingungen schaffen. Teilweise werden die Böden belüftet oder mit Sauerstoff versorgt, auch die Zugabe von Nährstoffen und Spurenelementen nützt den Mikroben und beschleunigt somit die Abbauleistung.
Große Oberfläche beschleunigt Prozesse
In den Labor-Versuchen haben die Boku-Forscher festgestellt, dass die Abbauaktivität stark durch die Bodenzusammensetzung beeinflusst wird. Ein feinkörniger Boden weist eine größere Oberfläche und damit Aufwuchsfläche für Bakterien und Pilze auf.


Tatsächlich wurde das Rohöl - eigentlich ein Gemisch der verschiedensten Substanzen - in den Versuchen von Lehm deutlich effektiver abgebaut, als von sandigem Boden. Die Mikroben leisten auf feinem Boden mehr als doppelt so viel wie auf grobem Boden.
Schlusslicht Sand
Bei ansonsten identischen Bedingungen zeigte der Lehmboden einen Abbau von 51 Prozent, der Sandboden lediglich von 25 Prozent. Eine alte Ölverseuchung wird vor allem im Sand noch langsamer abgebaut, die Rate sank auf 19 Prozent.

Die Experimente sollen laut Scherr die Einschätzung einer Kontamination erleichtern. So muss etwa nach einem Unfall entschieden werden, ob eine Sanierung an Ort und Stelle überhaupt möglich ist und mit welchen Verfahren sie beschleunigt werden kann. Patentlösungen, so zeigten die Versuche, sind jedenfalls keine gute Lösung. Vielmehr sollte jeder Fall analysiert und individuell behandelt werden.

[science.ORF.at/APA, 14.11.06]
->   Institut für Umweltbiotechnologie - Boku Wien
 
 
 
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01.01.2010