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"Nanotechnologie" ermöglichte Damaszener-Schwerter  
  Damaszener Stahl gilt als besonders hart und fest. Schwerter mit besonders scharfen Klingen aus diesem Material benutzten arabische Krieger gerne in ihrem Kampf gegen die Kreuzritter. Deutsche Physiker haben nun herausgefunden, dass das Geheimnis des Stahls in einer Art Nanotechnologie liegt - obwohl die noch lange nicht bekannt war.  
Ein Team um Marianne Reibold von der Technischen Universität Dresden hat in einem Damaszener Säbel aus dem 17. Jahrhundert erstmals Nanoröhren aus Kohlenstoffatomen nachgewiesen.

Da diese aber damals aber noch unbekannt waren, stehen die Forscher vor dem Rätsel, wie diese Strukturen im Stahl entstanden sind.
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Die Studie "Carbon nanotubes in an ancient Damascus sabre" ist in "Nature" (Bd. 444, S. 286, Ausgabe vom 16.11.06) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Kunstvoll, scharf und fest
 
Bild: Alexander Dietsch

Ein Damaszener Säbel aus dem 17. Jahrhundert

Bereits 1924 war der Säbel aus Damaszener Stahl, der im Berner Historischen Museum aufbewahrt wird, metallographisch untersucht worden.

Doch erst jetzt ist es den Forschern gelungen, in einem zwei Zentimeter langen Stück aus der Klinge des Säbels in einem Elektronenmikroskopie-Labor Kohlenstoff-Nanoröhren nachzuweisen.

Damaszener Klingen zeichnen sich durch eine besonders kunstvolle Musterung ('Damast'), eine besonders scharfe Schneide und eine hohe Bruchzähigkeit aus.
Zementit-Nanodrähte
Die Dresdner Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Kohlenstoffatome jenes Damaszener Säbels in Röhren von bis zu 50 nm Länge und zehn bis 20 nm Durchmesser angeordnet sind.

Die Röhren sind teilweise mit Zementit gefüllt, einer Verbindung aus Eisen und Kohlenstoff, und bilden Zementit-Nanodrähte.

Mit diesen Erkenntnissen könnten nicht nur die besonderen Eigenschaften der legendären Klingen besser verstanden, sondern auch Schlussfolgerungen für die Entwicklung neuer Stähle gezogen werden.
Probieren ging über studieren
Die Verfahren zur Herstellung von Damaszener Stahl sind nicht überliefert. "Vermutlich geht die Qualität des Stahls auf häufiges Probieren zurück, ohne dass die Schmiede von damals wussten, was mit dem Stahl vorgeht", so Peter Paufler, einer der Forscher, in einer Aussendung

Die Forscher vermuten, dass die Kohlenstoff-Nanostrukturen durch den Zusatz von Holz und Blättern sowie durch die Verwendung bestimmter Eisenerze aus Indien, die als Katalysatoren gewirkt haben, entstanden sein könnten.

[science.ORF.at, 16.11.06]
->   Internationale Gesellschaft für Damaszenerstahlforschung
->   TU Dresden
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Nanotechnologien
 
 
 
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01.01.2010