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Fliegen-Genetik: Sex und Aggression sehr ähnlich  
  Sex und Aggression hängen laut Wiener Forschern genetisch zusammen: Beide werden als sehr ursprüngliche Instinkte von denselben Erbanlagen gesteuert - zumindest bei der Fruchtfliege.  
Bereits im Juni vergangenen Jahres haben der nunmehrige Chef des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) Barry Dickson und sein Team beschrieben, wie das "fruitless"-Gen (fru) das Sexverhalten der Fruchtfliegen Drosophila melanogaster steuert.

Weibliche Insekten mit der weiblichen Genvariante verhalten sich wie Weibchen, züchtet man aber weibliche Drosophilas mit dem männlichen fru-Gen benehmen sie sich im Paarungsverhalten wie Männchen. Jetzt hat Eleftheria Vrontou aus dem Team um Dickson diese Arbeiten auf das Aggressionsverhalten der Fliegen ausgedehnt.
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Die Studie "fruitless regulates aggression and dominance in Drosophila" ist online in "Nature Neuroscience" (19.11.06; doi:10.1038/nn1809) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Männchen und Weibchen kämpfen anders
Der Ausgangspunkt: Im Kampf um Ressourcen liefern sich die Fruchtfliegen manchmal harte Auseinandersetzungen. Doch Männchen kämpfen nicht gegen Weibchen, Weibchen nicht gegen Männchen. Außerdem sind die Kampfstrategien unterschiedlich.

Männchen "boxen" gegen ihre Gegner, Weibchen benutzen eher Kopfstöße und das Abdrängen der Rivalin. Männchen etablieren über ihren ersten Erfolg gegen einen Gegner eine Dominanz-Herrschaft, die auch weitere Kämpfe für es positiv ausgehen lässt, bei den Weibchen kann sich das Blatt hingegen auch wieder wenden.
Gen verändert geschlechtstypisches Verhalten
Die Wissenschaftler züchteten nun Drosophila-Männchen und -Weibchen auch mit den fru-Genen des anderen Geschlechts und verglichen in Beobachtungskammern per Video das Aggressionsverhalten.

Dabei stellte sich im Grund dasselbe wie bei den Tests über das Sexualverhalten heraus: Weibchen mit dem männlichen fru-Gen fühlten sich sexuell von Weibchen angezogen, sie kämpften auch wie die Männchen.

Die Wissenschaftler: "Ob sie nun um sexuelle Kontakte werben oder kämpfen, sie benehmen sich wie Männchen."
Verschaltung im Gehirn
Aggressionsverhalten sei also - wie Eleftheria Vrontou und die Co-Autoren feststellen - fix im Fliegengehirn verschaltet. Die fru-Gene würden hier die Hauptrolle spielen.

Und schließlich hingen eben Sex und Aggression bei den Drosophilae eng zusammen - wie dies auch scheinbar bei Säugetieren der Fall wäre.

[science.ORF.at/APA, 20.11.06]
->   Institut für Molekulare Pathologie
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Ein Gen kontrolliert Sex-Verhalten von Fliegen (2.6.05)
 
 
 
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01.01.2010