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Niederösterreich: Suche nach historischen Erdbeben  
  Um das Gefahrenpotential einzelner Regionen einschätzen zu können, sind Erdbeben vergangener Jahrhunderte wichtig. Eine Historikerin hat nun Beben zwischen den Jahren 1000 und 1900 in Niederösterreich erfasst.  
Quellen: Rauchfangkehrer-Rechnungen, Chroniken ...
Christa Hammerl von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik hat dafür in höchst unterschiedlichen Quellen gesucht, so etwa in Stadt-Chroniken, Schreibkalendern aus Klöstern, Tagebüchern - und in Rauchfangkehrer-Rechnungen:

"Rauchfänge stürzen bei einem größeren Erdbeben als erstes ein. Bei einem größeren Beben hat man dann vermehrt Rechnungen. In späteren Zeiten kann man auch Zeitungen heranziehen, wie das Wienerische Diarium, die heutige Wiener Zeitung, die schon seit über 300 Jahren existiert."
Neue Erkenntnisse über Zahl und Art der Beben
Hammerl hat die Studie im Auftrag des Landes Niederösterreich vor wenigen Tagen fertig gestellt. Zuvor waren ungefähr 20 Erdbeben für die Region in den Jahren 1000 bis 1900 bekannt; nun sind es 130.

Die Historikerin hat darüber hinaus die Stärke der Erdbeben neu eingeschätzt, zum Beispiel jenes vom 27. Februar 1768:

"Hier hat eine Kommission nach dem Erdbeben die Schäden aufgenommen und anhand dieser Schadensbeschreibungen, die auch die Gulden beinhalten, also was der Wiederaufbau wirklich gekostet hat, die Zerstörungen beseitigen zu können. Mit Hilfe dieser Schadensbeschreibungen kann man dann eine Zuordnung auf die heutige 12-teilige europäische makroseismische Skala machen."
Überprüfung aktueller Gefährdungskarten
Mauerrisse, eingestürzte Rauchfänge samt Angaben über Gebäudeart und Baumaterial der jeweiligen Epoche - all diese Schilderungen ermöglichen die Einstufung.

Ein Ergebnis der Studie: Bisher wurde das 1768er-Beben in Wiener Neustadt mit Stärke 8 angegeben, nun müsse man von Stufe 7 ausgehen.

Die historische Erdbebenforschung Christa Hammerls ist als Basis für eine seismologische Studie angelegt, anhand derer die derzeitigen Gefährdungskarten für Niederösterreich überprüft werden können.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 20.11.06
->   Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Erdbeben
 
 
 
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01.01.2010