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DNA-Vergleich: Jeder Mensch individueller als erwartet  
  Die genetischen Unterschiede zwischen Menschen sind einer Studie zufolge deutlich größer als bisher erwartet. Mit den Untersuchungsergebnissen wird auch in Frage gestellt, ob sich die Erbanlagen der Menschen nur zu 0,1 Prozent unterscheiden, wie bisher angenommen.  
Ein internationales Forscherteam überprüfte das Fehlen oder mehrfache Vorkommen bestimmter Gen-Abschnitte im Genom von 270 Personen. Sie kamen bei Menschen unterschiedlicher Herkunft auf die überraschend hohe Zahl von 1.447 Unterschieden in 2.900 Genen.

Dies könnte erklären, warum Menschen eine unterschiedlich hohe Anfälligkeit für Krankheiten aufweisen oder verschieden auf Medikamente reagieren.
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Der Artikel "Global variation in copy number in the human genome" von Matthew Hurles, Stephen W. Scherer et al. ist in der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 444, S. 444, 23. November 2006) erschienen.
->   Artikel
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DNA variiert bei Kopierzahlen
Bild: Matthew Hurles
"DNA-Muster"
Bisher hätten sich Forscher bei der Betrachtung des menschlichen Erbgutes vor allem darauf konzentriert, Fehler aufzudecken, hieß es in dem Bericht. Mit dem neuen Ansatz, die so genannten Kopierzahl-Variationen (engl. copy number variation - CNV) zu untersuchen, sei klar, "dass jeder von uns ein einmaliges Muster von Zugewinnen und Verlusten kompletter DNA-Abschnitte hat", schreibt Matthew Hurles, Mitautor der Studie vom britischen Wellcome Trust Sanger Institute.

"Eine der echten Überraschungen war, wie stark unsere DNA bei der Kopierzahl variiert. Wir schätzen, dass es wenigstens zwölf Prozent des Genoms sein könnten."

Der CNV-Profilvergleiche von verschiedenen menschlichen Genomen zeigen, dass jedes Chromosom bestimmte Muster von Zugewinnen bzw. Verlusten von DNA aufweist (im Bild rechts: Grün = Zugewinne, Rot = Verluste, Gelb = keine Unterschiede).
"Krankheits-Gene"
Laut dem Bericht wurden bei 16 Prozent der Gene, die mit Krankheiten in Verbindung gebracht werden, Kopierzahl-Variationen festgestellt. Dies gilt etwa für Erbkrankheiten wie das Katzenaugen- oder das Williams-Beuren-Syndrom sowie Schizophrenie oder Arteriosklerose.

Möglicherweise könnten auch Nierenkrankheiten, Parkinson oder Alzheimer und eine verstärkte Anfälligkeit für Malaria und Aids ihre Ursache in Kopierzahl-Variationen haben.
Klinische Bedeutung klären
Die Mitautoren Huntington Willard und Kevin Shianna vom Institut für Erbgut- und Wissenschaftspolitik an der Duke-Universität im US-Bundesstaat North Carolina betonten, es seien nun neue Studien notwendig, um die klinische Bedeutung von genetischen Unterschieden zwischen Menschen zu klären.

Auch für die Evolution der Menschen könnte der neue Ansatz Erkenntnisse verschaffen: Bei 269 untersuchten Menschen aus Asien, Afrika, Amerika und Europa stimmten rund 89 Prozent der Kopierzahl-Variationen in allen Erbgut-Regionen überein. Beim Rest gibt es aber je nach Herkunft deutliche Unterschiede.

[science.ORF.at/APA/AFP, 23.11.06]
->   Human Genome Project at Sanger Institute
->   The Copy Number Variation (CNV) Project
 
 
 
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01.01.2010