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Jede dritte Frau wird weltweit Opfer von Gewalt  
  Frauen sind weltweit und tagtäglich verschiedensten Formen von Gewalt ausgesetzt, geht aus einer aktuellen UNO-Studie hervor. Koordinatorin der Untersuchung war Christine Brautigam, Leiterin der Frauenrechtsabteilung der UNO. Sie hielt anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt gegen Frauen - auf Einladung des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen und der Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie - einen Vortrag in Wien.  
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Die Studie "Secretary-General's in-depth study on violence against women" ist auf der Website der "UNO Division of the Advancement of Women" als Download verfügbar.
->   UNO-Studie
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Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig
Die Zahlen sind schier unfassbar: Weltweit ist jede dritte Frau irgendwann in ihrem Leben Opfer von körperlicher Gewalt durch ihren Partner. Für Österreich gibt es Schätzungen, wonach jede fünfte Frau Opfer von Gewalt durch einen männlichen Angehörigen wird.

In Äthiopien sind fast 60 Prozent aller Frauen Opfer von sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung. In europäischen Ländern berichten bis zu 50 Prozent der Frauen von sexueller Belästigung.

Fast ausschließlich Frauen - und deren Kinder - sind Opfer von Menschenhandel. Geschätzte 130 Millionen Mädchen und Frauen weltweit müssen Beschneidungen und Genitalverstümmelungen erleiden. Rund 5.000 Frauen werden jedes Jahr von Familienangehörigen im Namen der Ehre ermordet. Frauen dürfen nicht arbeiten und wenn doch, dann nehmen Männer und Familie ihnen das Geld weg.

"Grundsätzlich muss man sagen, dass Gewalt gegen Frauen weder auf ein bestimmtes Land, noch eine bestimmte Region oder eine bestimmte Frauengruppe beschränkt ist", sagt Studien-Koordinatorin Brautigam.
Strukturelle Hintergründe
Gewalt wird von einzelnen Männern ebenso ausgeübt wie von der Familie, dem Clan, einer Gemeinschaft und sogar von öffentlichen Einrichtungen bis hin zu Staaten, die Frauen systematisch benachteiligen.

Gewalt gegen Frauen ist also mehr als das Fehlverhalten einzelner Männer, die ausrasten, so Brautigam: "Die Studie sagt eben auch, dass Gewalt gegen Frauen sowohl eine Ursache, als auch eine Folge von Diskriminierung und Ungleichheit ist. Und demzufolge betont die Studie eben auch, dass Arbeit zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen in einem menschenrechtlichen Rahmen zu sehen ist, der also daraufhin abzielt, Gleichheit zwischen Männern und Frauen zu erreichen."
Wirtschaftliche Folgen
Gewalt gegen Frauen hat natürlich schwerwiegende Folgen für die Opfer - von körperlichen und psychischen Leiden bis hin zum Tod. Sie hat aber auch schwerwiegende Folgen für die ganze Gesellschaft.

Nach einer britischen Untersuchung kosten medizinische und psychische Betreuung der Frauen, Krankenstände, Arbeitsausfälle und Sozialhilfe für Betroffene bis hin zur Inanspruchnahme von Behörden, Justiz oder den Gefängnissen für Täter jährlich rund 30 Milliarden Euro allein in diesem Land.
Männer müssen gegen Gewalt gegen Frauen auftreten
 
Bild: IWM

Es diskutierten bei der Veranstaltung (v.l.n.r.): Rosa Logar, Christine Brautigam, Elisabeth Kögler und Karin Tertinegg

Es ist natürlich in erster Linie eine Frage der Menschenrechte, gegen Gewalt gegen Frauen aufzutreten, sagt Brautigam: "Hier hat man ein menschenrechtliches Problem, mit dem man sich auseinander setzen muss, es ist aber auch ein wirtschaftliches Problem. Und ich glaube, es ist auch sehr wichtig, dass Männer die Arbeit ernst nehmen und dass Männer hier eine sehr aktive Rolle in der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen einnehmen."

Franz Simbürger, Ö1 Wissenschaft, 25.11.06
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Präsentation der Studie
Christine Brautigam hielt einen Vortrag zum Thema "Ending Violence Against Women: From Words to Action - Study of the Secretary-General" bei der Veranstaltung "Gewalt gegen Frauen beenden: Die neue UN-Studie zu Gewalt gegen Frauen" am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (23. November 2006).
->   Institut für die Wissenschaften vom Menschen
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->   Christine Brautigam - UNO-Frauenrechtsabteilung
->   Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Gewalt gegen Frauen geht meist von Partnern aus (6.10.06)
->   WHO-Studie: Jede dritte Frau weltweit Opfer von Gewalt (25.11.05)
->   Beinahe jede zweite Frau Opfer familiärer Gewalt (16.5.06)
 
 
 
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01.01.2010