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Deutscher Zukunftspreis für Mikroskop-Verbesserung  
  Der mit 250.000 Euro dotierte Deutsche Zukunftspreis geht in diesem Jahr an den Göttinger Physikprofessor Stefan Hell. Er hat ein Lichtmikroskop entwickelt, das die Schärfe eines Elektronenmikroskops erreicht.  
Hell (43) ist Direktor des Max-Planck-Instituts für Biophysikalische Chemie.

Der Zukunftspreis zeichnet zukunftsweisende Ideen und Erfindungen aus, die Wissenschaftler zu marktreifen Projekten entwickelt haben. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben.
Geld für Start-Up-Unternehmen
"Das war ein ganz wunderbares Gefühl, diesen Preis zu erhalten, richtig überwältigend", sagte Hell am Donnerstagabend. Einen Teil seines Preisgeldes will er in ein Start-Up-Unternehmen stecken, das die Potenziale der verbesserten Lichtmikroskope weiter erforscht.
Auflösungen bis 20 Nanometer
Hell erhält den Preis für die Überwindung eines physikalischen Gesetzes, das mehr als 100 Jahre wie in Stein gemeißelt galt: Der Physiker Ernst Abbe (1840-1905) hatte festgeschrieben, dass unter einem Lichtmikroskop nichts zu sehen ist, was kleiner ist als ein fünftausendstel Millimeter.

Hell hat Abbes Formel ergänzt und ein neues Lichtmikroskop entwickelt. Es bietet ein zehn Mal schärferes Bild als herkömmliche Licht-Vergrößerer, mit Auflösungen von 20 Nanometern.

Damit können beispielsweise winzige Proteinkomplexe in lebenden Zellen für das menschliche Auge sichtbar machen.
Für Zellen und Chips
Der Göttinger Wissenschaftler hat mehr als zehn Jahre an seiner Erfindung getüftelt und dabei gegen viele Skeptiker ankämpfen müssen. Nun hofft er, dass Anwender mit seinem Mikroskop zum Beispiel Zellvorgängen bei Krankheiten auf die Spur kommen und wirksamere Medikamente entwickeln können.

Auch bei der Chip-Herstellung sieht Hell Potenziale. Sein verbessertes Lichtmikroskop soll im kommenden Jahr für geschätzte 800.000 Euro auf den Markt kommen.
Vier Projekte in der Auswahl
In diesem Jahr kamen beim Zukunftspreis vier Projekte in die engere Wahl. Neben der Gewinner-Idee waren darunter eine neue Lasertechnik für Zelluntersuchungen, ein Nachtsicht-Assistent für Autofahrer und ein verbesserter Hirnschrittmacher für Parkinson-Patienten.

[science.ORF.at/dpa, 24.11.06]
->   Deutscher Zukunftspreis
->   Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie
 
 
 
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01.01.2010