News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Heimisches Bildungssystem 'stark aufstiegshindernd'  
  Das österreichische Bildungssystem erweist sich laut einer Studie auf Grund seiner frühen Selektion und mangelnden sozialen Durchlässigkeit als "wenig flexibel und stark aufstiegshindernd".  
Zu diesem Schluss kommt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in seinem Weißbuch zu "Mehr Beschäftigung".
Als Beleg wird dabei unter anderem eine Studie der Bildungssoziologin Cristina Iannelli angeführt, die den Bildungsgrad junger Menschen mit jenem ihrer Eltern vergleicht.

Resultat: Mehr als die Hälfte der Eltern "vererbt" ihren Bildungsstand, nur ein Viertel der Kinder schafft den Aufstieg - damit liegt Österreich fast am Ende der verglichenen Staaten.
...
Bildungsvererbung: Gleiches Niveau von Eltern und Kindern
Von "Bildungsvererbung" (Wifo) spricht man, wenn etwa Kinder von Personen, die als höchsten Bildungsgrad nur einen Pflichtschulabschluss haben, selbst nur zu einem Pflichtschulabschluss kommen und Kinder von Akademikern selbst einen Hochschulabschluss erreichen.

Als "Aufstieg" zählt etwa das Erlangen der Matura, wenn die Eltern als höchsten Abschluss nur die Pflichtschule absolviert haben. Iannelli hat die Untersuchung am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung durchgeführt.
...
Slowakei noch traditioneller
 
Grafik: APA

Am "stärksten verkrustet" sind die Strukturen in der Slowakei, wo 75 Prozent der jungen Menschen denselben Bildungsgrad wie ihre Eltern erreichen, gefolgt von Ungarn (63 Prozent), Rumänien (62 Prozent) und Österreich (52 Prozent).

Durchlässigere Systeme gibt es unter anderem in Griechenland (33 Prozent), Finnland, Frankreich (je 40 Prozent), Spanien (42 Prozent), Belgien und Schweden (je 43 Prozent).
Nur ein Viertel sind "Bildungsaufsteiger"
Ebenfalls bedenklich: Nur 26 Prozent der Kinder erreichen in Österreich einen höheren Bildungsgrad als ihre Eltern, weniger sind es nur in der Slowakei (19 Prozent) und Ungarn (25 Prozent).

"Aufsteiger" gibt es vor allem in Griechenland (60 Prozent), Spanien (53 Prozent), Frankreich (49 Prozent), Italien und Belgien (je 46 Prozent).
Frauen steigen eher auf
Den höchsten Prozentsatz von Kindern mit einem geringeren Bildungsgrad als die Eltern gibt es in Finnland (29 Prozent) und Schweden (28 Prozent), gefolgt von Österreich (22 Prozent).

Höherqualifikation ist außerdem offenbar vor allem eine Sache von Frauen. In praktisch allen Staaten gibt es mehr weibliche "Bildungsaufsteiger" als männliche. Umgekehrt erreichen mehr junge Männer als Frauen nur einen geringeren Bildungsgrad als die Eltern.

[science.ORF.at/APA, 27.11.06]
->   Wifo
->   Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   EU kritisiert frühe Differenzierung im Schulsystem (14.11.06)
->   Schulsystem: Differenzierung bringt keinen Vorteil (28.3.06)
->   Studie: Differenziertes Schulsystem besser aufgeben (9.1.06)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010