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Warmer Herbst schädigt Insekten  
  Insektenarten, welche den Winter gewöhnlich als erwachsene Tiere überstehen, könnten unter dem ungewöhnlich warmen Herbst empfindlich leiden. Betroffen ist etwa das Tagpfauenauge.  
Verluste durch ungünstige Wetterperioden können Insekten allerdings binnen Kurzem wieder aufholen, flächendeckende Pestizideinsätze in der Landwirtschaft richten langfristig wesentlich mehr Schäden an, erklärte Martin Lödl, Leiter der Insektenabteilung des Naturhistorischen Museums Wien.
Kältestarre bei einigen Arten verhindert
Insektenarten, welche die kalte Jahreszeit als Eier oder Puppen überstehen, sind von den derzeitigen Wetterkapriolen kaum betroffen. Als erwachsene Tiere überwintern einige Falter, wie das Tagpfauenauge oder auch der Kleine Fuchs, so Lödl.

Diese Tiere haben als erwachsene Individuen eine sehr kurze Lebensspanne von wenigen Wochen. Über den Winter kommen sie normalerweise nur dann, wenn durch die Kältestarre gleichsam die Lebensuhr angehalten wird. Ist es im Herbst und im Frühwinter zu warm, läuft sie zu früh ab. Die Tiere sterben, ohne die Chance zu haben, sich im nächsten Frühjahr vermehren zu können.
Kompensation durchaus möglich
"So dramatisch es klingen mag, dass jetzt vielleicht zehntausende Tagpfauenaugen sterben, in der Natur ist das völlig normal, die Apokalypse droht sicher nicht", betonte der Zoologe.

Ein warmes Frühjahr könnte die Verluste einzelner Populationen binnen Wochen schon wieder ausgleichen. Etwa bei Schmetterlingen bringt ein einziges Weibchen hunderte Eier hervor, da geht die Aufholjagd bei entsprechend günstigen Bedingungen sehr rasch.
Lebensraumverlust dramatischer
Wesentlich nachhaltiger als irgendwelche Wetterkapriolen wirkt sich der Verlust von Lebensraum auf bestimmte Arten aus. So gehen die Populationen an Tagpfauenaugen seit Jahrzehnten zurück, vor allem weil es kaum mehr Feldraine oder auch im Volksmund "G'stätt'n" genannte Lebensräume mit Brennnesseln - der Hauptnahrung der Tiere - gibt. "Unsere Landschaften sind zu steril geworden, alles was unkontrolliert wuchert, wird beseitigt", bemängelte Lödl.

Ein weiteres Problem sind die nach wie vor eingesetzten Pestizide, auch diese setzen vielen Insekten nachhaltig zu. Durch fehlende Feld- und Ackerraine werden die mit Giften beladenen Stäube sehr leicht verfrachtet und damit sind mittlerweile auch nicht landwirtschaftliche Flächen vom Pestizid-Einsatz betroffen.

[science.ORF.at/APA, 1.12.06]
->   Naturhistorisches Museum Wien
 
 
 
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01.01.2010