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Ö1 für Licht ins Dunkel: Therapien für autistische Kinder  
  Von Autismus sind in Österreich geschätzte 45.000 Kinder betroffen. Die "Österreichische Autistenhilfe" unterstützt als unabhängiger Verein betroffene Kinder und ihre Familien. Und Radio Österreich 1 wiederum unterstützt die "Österreichische Autistenhilfe" heuer im Rahmen der Spendenaktion "Licht ins Dunkel". Dadurch soll das Therapieangebot erweitert werden.  
Reiz-"Chaos"
Geduld haben, Zeit lassen, Sicherheit geben - das sollten Familie und Begleiter von autistischen Kindern lernen, sagt Ruth Renee Kurz, sie ist Vizepräsidentin des Dachverbandes "Österreichische Autistenhilfe", ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wien, entstanden aus der Selbsthilfe betroffener Eltern.

Kurz ist Mutter eines 16jährigen, autistischen Sohnes. Sie beschreibt Autismus auf Radio Österreich 1 als Wahrnehmungsstörung:

"Man muss davon ausgehen, dass es Kindern mit Autismus schwer fällt, zu fokussieren. D.h. das Kind nimmt alle Umwelteinflüsse wie Straßenbahn, quietschendes Auto, bellender Hund, tratschende Leute, etc. gleichmäßig wahr und somit entsteht ein Chaos im Kopf. Dadurch ist das Verhalten bei einem sehr stark betroffenen Kind auffällig - z.B. kann sich das so äußern, dass ein überfordertes Kind am Straßenrand steht und mit den Händen flattert, wippt, hüpft oder quietscht."
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Spendenmöglichkeiten
Wenn Sie das Ö1-Projekt bzw. die österreichische Autistenhilfe unterstützen wollen, dann geben Sie im Rahmen der Aktion "Licht ins Dunkel" bitte das Kennwort "Ö1" an.
Spenden-Telefon: 0800 24 12 06
Konto-Nummer: PSK 2.376.000 (Bankleitzahl 60.000)
->   Licht ins Dunkel
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Ursachen unklar - keine "Schuld" der Mutter
Geschätzte 45.000 Kinder in Österreich, 13.000 von ihnen bedürfen besonders intensiver Betreuung, da sie auch intellektuell beeinträchtigt sind, sagt die klinische Psychologin Kathrin Hippler vom Verein "Autistenhilfe".

Die Ursachen von Autismus sind nicht zur Gänze geklärt, sagt Hippler gegenüber science.ORF.at: "Man weiß heute, dass es nicht (so wie früher angenommen), auf den Erziehungsstil zurückzuführen ist - es liegt also nicht an der mangelnden Wärme in der Mutter-Kind-Interaktion. Sondern man weiß, dass autistische Störungen multifaktoriell bedingt sind."

D.h. dass sowohl genetische Ursachen denkbar sind als auch zusätzlich Umwelteinflüsse während der Schwangerschaft und der ersten Lebensmonate, sagt die Psychologin.
Vier "Fragen" zur Früherkennung
Zur Früherkennung ist auf Betreiben der Österreichischen Autistenhilfe im Mai der Mutter-Kind-Pass erweitert worden - um vier Fragen, die auf eine mögliche autistische Wahrnehmung schließen lassen: Zum Beispiel wird bei der Untersuchung gefragt, ob das Kind ab dem zehnten Lebensmonat auf seinen Namen reagiert, erklärt Hippler den Hintergrund der Frage:

"Man weiß von autistischen Kindern, dass sie oft auf die Bezugsperson kaum reagieren. Bei der zweiten Frage 'Kommt es vor, dass Ihr Kind immer dieselben Laute, Silben, Worte oder bestimmte Tätigkeiten wiederholt?' Das spielt auf die Stereotypen an - d.h., dass autistische Kinder aus einer Überforderung dazu neigen mit Stereotypen zu reagieren."

Eine weitere Frage im Mutter-Kind-Pass: ob sich das Kind als zweijähriges beim Spielen in andere Rollen versetzen kann. Der Hintergrund laut Hippler: "Autistische Kinder können sehr schwer die Perspektive einer anderen Person einnehmen."

Das Ziel der vier Fragen: sind alle Bereiche auffällig, sollten Experten (Psychologen, Kinder-Psychiater) zu Rate gezogen werden.
1:1-Begleitung
Die Österreichische Autistenhilfe berät, unterstützt und begleitet. Derzeit werden zum Beispiel 59 Kinder (vor allem in Wien) individuell und stundenweise von Experten betreut - z.B. im Turnunterricht oder im Kindergarten, schildert Vereins-Vizepräsidentin Ruth Renee Kurz:

"Die 1:1-Begleitung dient dazu, dass die Kinder in einem möglichst normalen Umfeld Kindergarten oder Schule besuchen können. Dann dient es dazu, den Übergang in die Arbeitswelt zu schaffen. Und es dient dazu, Familien in der Freizeit oder allein erziehende Mütter zu entlasten."
Dissonanzen sollen Aufmerksamkeit stärken
Eine Form der Therapie, wie sie von der Österreichischen Autistenhilfe angeboten wird, ist ein spezielles Hör-Training: Über Gehörtes soll das Gehirn stimuliert werden und die Aufmerksamkeit der Kinder gestärkt werden, schildert die Psychotherapeutin und Pädagogin Rosemarie Dressler auf Radio Österreich 1:

"Man spielt gefilterte Musik vor - zehn Tage lang, jeweils eine Stunde. Man spielt in Modalität und Frequenz verzerrte Musik und bekommt durch die Schallwellen sozusagen einen anderen Input im Gehirn. An den zweiten fünf Therapietagen wird zudem das rechte Ohr verstärkt, um die linke Gehirnhälfte stärker zu aktivieren. Sprache liegt zwar in beiden Gehirnhälften, aber für die basalen und sehr automatisierten Sprachelemente ist die linke Gehirnhälfte eher interessant."

Die Methode sei an sich umstritten, sagt die Psychotherapeutin, werde aber im Zuge der Therapie bei der österreichischen Autistenhilfe durch andere Methoden ergänzt, wie z.B. Sprachförderung.
Angebot erweitern
Das Angebot ist kostenlos, die Eltern werden aber um Spenden gebeten. Die österreichische Autistenhilfe will das Therapie-Angebot von stundenweiser Einzel-Begleitung, Sprachförderung und Hörtherapie erweitern - um eine integrative Spielgruppe, Eltern-Training, Psychotherapie und Workshops für Betreuer.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 4.12.06
->   Österreichische Autistenhilfe
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Ö1 CD zu Gunsten der Österreichischen Autistenhilfe
Gemeinsam mit der Österreichischen Nationalbank wurde eine CD produziert, die Lidia Baich, das Minetti-Quartett und das Radio-Symphonieorchester Wien künstlerisch gestaltet haben. Die Benefiz-CD mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Peter Iljitsch Tschaikowsky und Karol Szymanowski ist ab 7. Dezember im ORF-Shop zum Preis von EUR 9,90 erhältlich. Der Reinerlös kommt zur Gänze dem Ö1 Projekt im Rahmen von Licht ins Dunkel - und damit direkt der Österreichischen Autistenhilfe - zugute.
->   Zur Ö1 Benefiz-CD (Licht ins Dunkel)
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->   Mehr dazu in oe1.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010