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Biologen erforschen Pollen fressenden Falter  
  Dem unter Schmetterlingen einzigartigen Verhalten der so genannten Heliconius-Falter sind Wiener Wissenschaftler auf der Spur. Diese können nämlich mit ihrem extrem feinen Rüssel auch feste Nahrung aufnehmen.  
Die Untersuchungen führen Forscher des Departments für Evolutionsbiologie der Uni Wien durch. Ein vom Wissenschaftsfonds FWF unterstütztes Projekt läuft in der von Österreich betriebenen Biologischen Forschungsstation La Gamba (Costa Rica) an, wie am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien bekannt gegeben wurde.
"Mit einem Strohhalm Erbsen essen"
"Es ist in etwa so, als wolle man mit einem Strohhalm Erbsen essen", erklärte Projektleiter Harald Krenn gegenüber der APA.

Schmetterlinge besitzen nämlich zur Nahrungsaufnahme durchwegs einen extrem feinen Saugrüssel, womit die überwiegende Anzahl der Arten ausschließlich flüssige Nahrung in Form von Blütennektar aufnimmt. Dass der Heliconius-Falter da von der üblichen Linie ausschert, interessiert die Evolutionsforscher.
Pollen werden außen verdaut
Klar, Erbsen gehen nicht durch einen Strohhalm, aber der Falter arbeitet ja auch mit einem Trick, so Krenn weiter. Die Pollen werden nämlich außen am Rüssel verdaut, die wertvollen Inhaltsstoffe wie Stickstoffverbindungen verflüssigt und dann aufgesaugt.

So haben sich die Falter eine Nahrungsquelle erschlossen, die ihnen enorme Vorteile gegenüber der sich ausschließlich flüssig ernährenden Konkurrenz bringt. So produzieren sie nachweislich mehr Eier, schützen sich durch giftige Körpersubstanzen vor Feinden und leben auch wesentlich länger als andere Falter.
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Tropenstation La Gamba
Die Station in La Gamba wurde 1993 gegründet und seither vom Verein "Regenwald der Österreicher" verwaltet. Mit 1. Dezember hat nun der der Universität Wien nahe stehende "Verein zur Förderung der Tropenstation La Gamba" das Management übernommen. Die Station wird in erster Linie von Wissenschaftlern und Studenten zu Forschungszwecken genutzt, so entstanden seit der Gründung rund 60 Diplomarbeiten und Dissertationen.
->   Details
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Besonderer Speichel als Hilfsmittel?
Doch noch sind die genauen Mechanismen nicht geklärt, wie die Heliconius-Falter die Nährstoffe aus den Pollenkörnern extrahieren. "Pollen sind nämlich sehr widerstandsfähige Gebilde", so Krenn.

Laut einer Hypothese verwendet der Schmetterling dazu speziellen Speichel, der ursprünglich zum Putzen eingesetzt wurde.

Unklar ist aber auch, welche Pflanzen als Pollenlieferanten dienen können. Unter anderem in Experimenten in La Gamba soll den offenen Fragen nun auf den Grund gegangen werden.

[science.ORF.at/APA, 6.12.06]
->   Heliconius-Website
->   Departments für Evolutionsbiologie
 
 
 
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01.01.2010