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Ebola-Virus tötete tausende Menschenaffen  
  Parallel zu Todesfällen bei Menschen, die vom Ebola-Virus befallen waren, starben in den vergangenen Jahren in Afrika auch viele Menschenaffen. Ein Forscherteam hat nun einen eindeutigen Zusammenhang und auch das dramatische Ausmaß festgestellt: Allein in einem rund 2.700 Quadratkilometer großen Gebiet zwischen Gabun und der Republik Kongo tötete Ebola 5.000 Gorillas.  
Weltweit dürfte der Gorilla-Bestand durch das Ebola-Virus in den vergangenen Jahren um etwa ein Viertel geschrumpft sein, berichtet ein Forscherteam um Magdalena Bermejo von der Universität Barcelona im Wissenschaftsjournal "Science".

Ihre Studie lässt allerdings auch hoffen, denn mit einer gezielten Impfkampagne könnten die Affen relativ einfach geschützt werden.
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Die Studie "Ebola Outbreak Kills 5000 Gorillas" ist in "Science" (Bd. 314, S. 1564; Ausgabe vom 8.12.06) erschienen.
->   Science
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95 Prozent der Gorillas starben
Bild: Peter Walsh, MPI-EVA
Geschützter Lebensraum der Menschenaffen Populationen
Seitdem im Jahr 2003 erstmals über das massenhafte Sterben von Affen berichtet wurde, wurde bezweifelt, ob Ebola die Ursache dafür sei.

Die aktuelle Studie zerstreut laut Angaben der Forscher diese Zweifel, denn sie wurde in einer gut kontrollierten Gorilla-Population durchgeführt. Genetische Tests bestätigten Ebola eindeutig als Todesursache.

Bermejo und ihre Kollegen vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und der Universität Uppsala zeigten erstmals, dass 93 Prozent (221 of 238) der individuell bekannten Gorillas im Lossi-Schutzgebiet im Nordwesten Kongos durch Ebola während der Ausbrüche 2002 und 2003 getötet wurden.

An Hand von Auszählungen zeigten die Forscher, dass sich die 95prozentige Gorilla-Sterberate über ein weitaus größeres Gebiet von einigen Tausend Quadratkilometern erstreckt. Auch die Schimpansen waren mit einer Todesrate von 77 Prozent stark davon betroffen.
Rasches Ausbreiten befürchtet
 
Bild: Thomas Breuer/MIP-EVA

Bermejo und Kollegen befürchten, dass die durch Ebola stark dezimierten Populationen der illegalen Jagd und anderen Gefahren jetzt noch schutzloser ausgeliefert sind.

Beunruhigend sei zudem, dass sich der für das Massensterben verantwortliche Zaire-Stamm des Ebola-Virus (ZEBOV) rasch in einige der letzten noch verbliebenen Schutzgebiete der Region ausbreite.
Chance auf gezielte Impfungen
Das an der Studie beteiligte Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropolgie in Leipzig berichtet außerdem, dass sich das Ebola-Virus meist von einer Gorilla-Gruppe zur anderen ausbreitete.

Dieser Übertragungsweg biete die Chance, mit gezielten Impfungen einzugreifen und die Kette zu unterbrechen. Im Labor hätte Affen durch einen Impfstoff vor den Folgen einer Ebola-Infektion geschützt werden können.
Zwei Millionen Dollar nötig
Das Forscherteam, unter ihnen Peter Walsh aus Leipzig, hofft darauf, dass der Bericht zu Spenden für die Entwicklung eines Ebola-Impfstoffes für die bedrohten Affen führt.

Laut Walsh werden etwa ein bis zwei Millionen Dollar benötigt, um eine sichere und effektive Impfung für frei lebende Gorillas und Schimpansen zu entwickeln. Dieses Geld könne später durch den Ökotourismus wieder hereingeholt werden.

Ebola hat bei Menschen und Tieren schwere innere Blutungen zur Folge, die häufig innerhalb weniger Tage zum Tode führen.

[science.ORF.at/dpa, 8.12.06]
->   Hintergrundinfos zu Ebola bei Gorillas (Peter Walsh)
 
 
 
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01.01.2010