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Auch Menschen können wie Spürhunde schnüffeln  
  Der menschliche Geruchsinn gilt im Allgemeinen als eher verkümmert. Laut einer neuen Studie sind aber auch wir in der Lage, Duftspuren schnüffelnd zu folgen, obwohl wir deutlich weniger Geruchsrezeptoren als Ratten oder Hunde besitzen. Die dabei angewandte Stereotechnik ähnelt jener der Tiere.  
Die Studie legt nahe, dass der schlechte Ruf des menschlichen Geruchssinns nicht aufgrund mangelnder Fähigkeiten, sondern eine Folge des fehlenden Trainings ist.

Davon berichtet die Biophysikerin Jess Porter von der University of Berkeley und ihr Team.
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Die Studie "Mechanisms of scent-tracking in humans" von Jess Porter et al. ist als Online-Vorabveröffentlichung in "Nature Neuroscience" (DOI: 10.1038/nn1819, 17. Dezember 2006) erschienen.
->   Abstract
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Der Schokolade auf der Spur
 
Bild: Jess Porter, University of Berkeley

Für die Studie legten die Wissenschaftler eine zehn Meter lange Geruchsspur mit Schokoladearoma, die über eine Wiese führte. Mit verbundenen Augen, verstöpselten Ohren und dicken Handschuhen mussten die 32 Probanden der Spur allein mit ihrer Nase folgen (siehe Bild rechts).

Jede Person hatte drei Chancen, die Fährte innerhalb von zehn Minuten zu finden, zwei Drittel waren dabei erfolgreich. Vier der menschlichen Spürhunde trainierten die Aufgabe über einen längeren Zeitraum, wurden dabei immer besser und doppelt so schnell.
Wie man den Weg findet
In einem nächsten Schritt untersuchten Porter und ihr Team, wie die Testpersonen ihren Weg fanden. Einerseits zählten sie die Schnüffelfrequenz, das heißt wie oft sie den Geruch tief in die Nase saugten.

Andererseits wurde geprüft, ob die Spurensuche durch das Blockieren eines Nasenloches behindert wird. Dabei fanden die Forscher heraus, dass Menschen genau so wie andere Säugetiere vorgehen.
Nasaler Stereoeffekt
Ähnlich dem Hören nennt man diese von Ratten und Hunden bekannte Technik Stereoriechen. Dafür sind zwei Nasenlöcher nötig, um festzustellen aus welcher Richtung der Geruch kommt. Aus den unterschiedlichen Ankunftszeiten der Duftmoleküle und aus den ungleichen Intensitäten erkennt das Gehirn, wo sich die Geruchsquelle befindet.

Mit der Schnüffelfrequenz stieg auch die Geschwindigkeit der Probanden beim Auffinden der Spur. Wie Spürhunde konnten die Testpersonen so möglichst viele Duftmoleküle in die Nase saugen.
Gehirn ersetzt die mangelnden Geruchssensoren
Laut den Forschern zeigt die Studie, dass Menschen besser riechen können als bisher angenommen. Wir haben zwar weniger Geruchsrezeptoren, aber kompensieren das vermutlich mit Hilfe unserer neuronalen Fähigkeiten, die Geruchsinformationen zu analysieren. Riechen ist im menschlichen Alltag allerdings kaum notwendig, wodurch dieser Sinn verkümmert ist.

Tiere werden uns allerdings bei der Differenzierung von Geruchssubstanzen in niedrigen Dosen mit Sicherheit immer überlegen sein. Die Fähigkeit, wie Suchhunde die Spur eines vertrauten Menschen nur durch Geruchsreste an seiner Kleidung zu finden, wird uns daher wohl versagt bleiben.

[science.ORF.at, 18.12.06]
->   Film des Experiments: Menschliche Spürhunde (mov-Datei)
->   Jessica Porter, University of Berkeley
->   University of Berkeley
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Studie: Hat der Mensch eine Spürnase? (30.8.05)
->   Studie: Große Nasen riechen besser (14.9.04)
->   Geruchsverlust der Menschen für besseres Augenlicht (21.1.04)
->   Stiefkind der Sinne: Die Nase (6.2.02)
 
 
 
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01.01.2010