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Keine Tierversuche: Forschungszentrum in Linz  
  Das in dieser Art größte Forschungszentrum Österreichs für die Suche nach Alternativen für Tierversuche soll in den nächsten Monaten in Linz entstehen. Mindestens zehn Millionen Euro sind veranschlagt.  
Das "zet (Zentrum für Ersatz- und Ergänzungsmethoden) Life Sciences Laboratorium" wurde vom zet-Vorstandsvorsitzenden und Mikrochirurgen des Linzer Allgemeinen Krankenhauses Harald Schöffl und von Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl (ÖVP) - das Land fördert - in einer Pressekonferenz am Montag in Linz vorgestellt.
Mehr als 180.000 Tierversuche pro Jahr
Schöffl verwies darauf, dass in Österreich pro Jahr mehr als 180.000 gemeldete Tierversuche durchgeführt werden. Dabei werden Mäuse, Kaninchen und Ratten als Ersatz für den menschlichen Organismus eingesetzt, um die Wirkung von neuen Medikamenten und anderen Stoffen zu testen.

Tierschützer befürchteten sogar eine Zunahme an Tierversuchen durch die in der Vorwoche vom EU-Parlament beschlossenen neuen EU-Chemikalienrichtlinie REACH (Registrierung, Evaluierung, Autorisierung von Chemikalien). Demnach müssen in der EU rund 30.000 Chemikalien (darunter 2.500 als gefährlich betrachtete), von denen mehr als eine Tonne erzeugt oder importiert wird, auf ihre Wirkung auf Menschen und Umwelt untersucht werden.
Alternative: Zell- und Gewebekulturen
Das zet will Testverfahren auf der Basis von Zell- und Gewebekulturen entwickeln, die Tierversuchen überlegen sind und diese damit überflüssig machen.

Unter anderem könnten Augenreiztests bei Kaninchen mit den gleichen Ergebnissen auch an Hühnereiern durchgeführt werden und damit ohne Schmerz und Leid für die Versuchstiere. Auch für die Versuche an Mäusen zum Abtesten des bei Anti-Falten Behandlungen eingesetzten Nervengiftes Botulinum Toxin sollen Ersatzmethoden gefunden werden.

Darüber hinaus sollen Alternativen bei der Untersuchung der toxischen Wirkung des Abriebes von Prothesen gefunden werden.
Standort Linz
Angesiedelt wird die neue Forschungseinrichtung in den Räumen der Upper Austrian Research (UAR) in der Scharitzerstraße in Linz. Dort bestehen bereits Labors, die in den nächsten Wochen mit der entsprechenden Spezialausrüstung ausgestattet werden sollen.

Auch der künftige Leiter soll demnächst bestellt werden. Danach soll mit der Rekrutierung weiterer Mitarbeiter begonnen werden, so dass der Betrieb bereits Ende Februar 2007 gestartet werden kann. Der Vollbetrieb mit insgesamt zehn Mitarbeitern soll ab Ende 2007 laufen.
"Neuer Meilenstein"
Schöffl erläuterte, mit der nunmehrigen Investition werde das bereits seit Jahren bestehende zet von einem lokalen zu einem europäischen Player.

Für Sigl ist mit der Investition ein neuerlicher Meilenstein im Bereich Forschung und Entwicklung als weiterer Schritt Richtung "Forscherland Oberösterreich" gelegt worden.
Förderung durch Bund und EU angestrebt
Die nunmehr veröffentlichte Finanzierung des Projektes sichert dieses vorerst bis 2012. Drei Mio. kommen von der Schweizer "Pollux"-Privatstiftung, hinter der eine reiche Industriellen-Familie stehen soll, rund 2,1 Mio. Förderung steuert das Land Oberösterreich bei, den Rest Industrie- und Forschungspartner.

Noch nicht eingerechnet sind Förder-Gelder des Bundes- und der EU, die noch angestrebt werden sollen.

[science.ORF.at/APA, 18.12.06]
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01.01.2010