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Eisfische: "Blutleere" Überlebenskünstler  
  Eisfische sind eine äußerst ungewöhnliche Fischfamilie: Ihnen fehlen die roten Blutkörperchen, so dass sie eigentlich gar nicht überleben könnten. Dafür pumpt ihr Herz kräftiger, berichtet ein deutscher Biologe.  
Eisfische weisen physiologische Besonderheiten auf, die ihnen ein Leben in den kalten antarktischen Gewässern ermöglicht, erläutert der Antarktisexperte Karl-Hermann Kock von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg.
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Zu diesem Thema ist der Artikel "Eisfische - Fische ohne Blut?" im Wissenschaftsmagazin "ForschungsReport" (2/2006) erschienen.
->   Journal
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Keine Erythrozyten im Blut
 
Bild: BFAFi Hamburg

Der Bändereisfisch (Champsocephalus gunnari)

Bei Wirbeltieren nehmen die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) Sauerstoff in der Lunge oder den Kiemen auf und transportieren ihn in das Körpergewebe. Ohne Sauerstoff käme der Stoffwechsel in den Zellen zum Erliegen und der Organismus würde sterben.

Eisfische, eine kleine Fischfamilie mit nur 15 Arten, bildet eine Ausnahme: Sie haben so gut wie keine Erythrozyten im Blut. Wie und warum sie dennoch überleben können, ist erst einige Jahrzehnte bekannt, berichtet die Bundesforschungsanstalt für Fischerei in einer Aussendung.
In den 1950er Jahren erstmals gefangen
Vor rund achtzig Jahren hört der Biologe Johann Ruud Gerüchte über Fische ohne Blut, die in den antarktischen Gewässern leben sollen. Erst mehr als zwei Dekaden später kann er die ersten lebenden Eisfische fangen.

Das Blut der Tiere war durchsichtig und Ruud erkennt, dass dies an dem nahezu vollständigen Fehlen von roten Blutkörperchen und Hämoglobin liegt.
Größere Pumpleistung des Herzens
 
Bild: BFAFi Hamburg

Junges Exemplaar des Eisfisches Cryodraco antarcticus

Dass die Fische dennoch überleben können, liegt an mehreren physiologischen Besonderheiten. So haben sie eine größere Pumpleistung des Herzens und eine stärkere Hautatmung.

Zudem kommen Eisfische nur in kalten antarktischen Gewässern vor, wo die Stoffwechselleistung von wechselwarmen Tieren verringert ist.
Bestände durch Fischerei bedroht
Eisfische konnten sich an die Lebensverhältnisse so gut anpassen, dass sie in relativ großen Beständen auftraten. Da sie sich außerdem gut als Speisefisch eigneten, gerieten sie Ende der 60er Jahre in das Visier großer Fangflotten.

Die Bestände hielten dem hohen Fischereidruck nicht lange stand. Aus Sorge um die Übernutzung der empfindlichen antarktischen Ökosysteme unterzeichneten mehrere Staaten 1982 das "Übereinkommen zum Schutz der lebenden Meeresschätze der Antarktis" (CCAMLR).

Kock und Kollegen überprüfen derzeit auf einer Forschungsfahrt in der Antarktis u.a. den Erholungsstatus der dortigen Fischbestände.

[science.ORF.at, 19.12.06]
->   Bundesforschungsanstalt für Fischerei
->   CCAMLR
->   Eisfisch - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010