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Tuberkulose: Resistente Erreger auf dem Vormarsch  
  Tuberkulose ist eine Krankheit, die weniger denn je zu besiegen scheint: Eine internationale Studie in 76 Staaten belegt die wachsende Gefahr durch TB-Erreger, die gegen die vorhandenen Medikamente resistent sind.  
Auch in Österreich gibt es immer mehr multiresistente Erkrankungen, von denen aber die meisten aus Staaten der ehemaligen UdSSR eingeschleppt werden, hieß es dazu am Mittwoch im Gesundheitsministerium in Wien.
Multiresistente TB-Fälle steigen
"Die Zahl der multiresistenten TB-Fälle steigt und steigt in Österreich. Im Jahr 2005 waren es 16. Diese Problematik spielt sich zu 99 Prozent bei Flüchtlingen ab. Zumeist kommen die Betroffenen aus den Staaten der ehemaligen UdSSR, zum Beispiel aus Tschetschenien", sagte Jean-Paul Klein gegenüber der APA.

Im Jahr 2005 gab es in Österreich laut den endgültigen Zahlen 954 neue Tuberkulose-Erkrankungen. Der Experte: "Etwa davon betraf Personen ausländischer Herkunft, die andere Hälfte waren Österreicher."
Eigentlich gut behandelbar
Die Tuberkulose wäre an sich gut behandelbar. Zunächst sollte eine Therapie unter Verwendung einer Kombination der Substanzen Isoniazid, Ethambutol, Rifampicin und Pyrazinamid erfolgen.

Nach zwei Monaten gibt es dann für weitere sechs bis neun Monate eine Therapie unter Verwendung von zwei Medikamenten. Doch mangelnde Medikamente bzw. die mangelnde Einnahme der Arzneimittel fördert in vielen Regionen der Welt das Entstehen resistenter Tuberkulose-Erreger.
Multiresistenz steigert Kosten
Klein dazu: "Während man eine 'normale' Tuberkulose für rund 250 Euro an Arzneimitteln heilen kann, können bei einer multiresistenten Tuberkulose 25.000 Euro und 18 Monate stationäre Aufnahme notwendig sein.

In zwei Fällen musste Patienten am Otto-Wagner-Spital in Wien gar der betroffene Lungenlappen entfernt werden, damit die Patienten durch eine möglichst große Keimreduktion überhaupt eine Chance bekamen."
Studie: TB weltweit
Wie ernst die Situation weltweit ist, geht aus einer vergangene Woche im "Lancet" erschienenen Studie hervor, zu der auch Klein mit den österreichischen Daten beitrug. Dabei wurden die Informationen aus 76 Ländern ausgewertet.

Gegen eines von vier TB-Medikamenten (Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol, Streptomycin) resistent waren in den Jahren 1999 bis 2002 4,5 Prozent der Österreicher (Multiresistenz: 0,4 Prozent).

In Kasachstan waren es hingegen 57,1 Prozent - 10,4 Prozent multiresistent. In Tomsk/Russland liegen die Zahlen bei 37,3 Prozent bzw. 13,7 Prozent.
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Der Artikel "Epidemiology of antituberculosis drug resistance (the Global Project on Anti-tuberculosis Drug Resistance Surveillance): an updated analysis" ist in der Fachzeitschrift "The Lancet" (Bd. 368, S. 2142, 15. Dezember 2006) erschienen.
->   Artikel (nach kostenloser Anmeldung)
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Bedarf an "Aufrüstung"
Während in den westlichen Industriestaaten auch die kostenaufwendigsten Therapien zur Verfügung stehen, um Menschen mit multiresistenter TB zu retten, bedeutet in den armen Staaten der Erde eine solche Erkrankung den wahrscheinlichen Tod des Betroffenen.

Außerdem steigt mit jedem Tag nicht erfolgreicher Behandlung das Risiko für die Ansteckung weiterer Menschen.

Doch auch Österreich sollte seine Kapazitäten zur Therapie laut Klein ausbauen. Das geht es auch um den Schutz von Ärzten und Pflegepersonal: "Spitäler müssen vermehrt mit Unterdruckeinrichtungen aufrüsten, wenn man keine Katastrophe will." Solche Isolierstationen gibt es nur wenige. Der Unterdruck verhindert, dass TB-Erreger im Spital verbreitet werden.

[science.ORF.at/APA, 20.12.06]
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01.01.2010