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Top-Wissenschaft 2006: Beweis der Poincare-Vermutung  
  Im Jahr 2006 festigte sich die Meinung der Fachwelt, dass der Russe Grigori Perelman die "Poincare-Vermutung", seit rund 100 Jahren eines der größten Probleme der Mathematik, gelöst hat. Anlass für die Fachzeitschrift "Science", diese Errungenschaft als den wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres zu feiern.  
Das Problem wurde 1904 von Henri Poincare formuliert und ist in dem mathematischen Teilbereich der Topologie angesiedelt. Das letzte Jahrhundert hatten Mathematiker oft verzweifelt versucht, dieses theoretische Problem zu lösen, das für Laien so gut wie unverständlich ist.
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Das Fachmagazin "Science" und sein Herausgeber, die "American Association for the Advancement of Science" (AAAS), würdigen auch heuer wieder rückblickend die zehn wichtigsten Forschungsergebnisse des Jahres. Der Artikel "Breakthrough of the Year" ist in der aktuellen Ausgabe (Bd. 314, S. 1848, 22. Dezember 2006) erschienen.
->   Special Online Collection - "Science"
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Durchbruch des Jahres 2006
Bild: Science / Cameron Slayden, data provided by Robert Sinclair
"Im Jahr 2006 schlossen Forscher ein Hauptkapitel der Mathematik", schreibt "Science" in einer Aussendung. Die zentrale Frage der Poincare-Vermutung ist dabei - einfach ausgedrückt -, wie eine dreidimensionale "Oberfläche" von vierdimensionalen Körpern beschaffen ist. Entsprechende Lösungen könnten Rückschlüsse auf die Beschaffenheit des Universums zulassen.

Der Mathematiker Perelman vermeldete erstmals 2002 im Internet, dass er die Poincare-Vermutung gelöst habe. Für seinen Beweis sollte ihm im Jahr 2006 die renommierteste Auszeichnung der Mathematik, die "Fields-Medaille", überreicht werden. Doch das zurückgezogen lebende Genie lehnte die Medaille ab.
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Top Flop 2006: Betrügerische Forschung
Mit dem Titel "Zusammenbruch des Jahres" versah die Fachzeitschrift die Betrügerei in der Wissenschaft - mit dem Fall "Hwang" an vorderster Front. Auch andere Fälle sorgten für Schlagzeilen. So veröffentlichte etwa ein Norweger zu Beginn des Jahres erfundene Daten zur Krebsforschung. Doch der Klonforschungs-Skandal ist bisher der größte und weitreichendste Schwindel aller Zeiten - und betraf die Fachzeitschrift selbst.

"Science" musste im Sommer zwei Artikel des südkoreanischen Klonforschers Hwang Woo Suk wegen gefälschter Angaben zu menschlichen Stammzellen zurückziehen. Den Herausgebern des Journals war daraufhin vielfach vorgehalten worden, die Studien nicht gründlich genug geprüft zu haben.

Danach beauftragte "Science" eine unabhängige Gruppe mit Nachforschungen. Die mahnt das US-Journal zu besonderer Sorgfalt bei spektakulären Beiträgen. Ein Vorsatz der Redaktion für 2007: mehr Sorgfalt walten zu lassen.
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Platz 2 bei Erfolgen: DNA-Analysen aus Fossilien
Mit Platz 2 der größten Wissenschaftserfolge des Jahres preist "Science" die neuen Techniken für die Dekodierung und Analyse von DNA, die es u.a. ermöglichte, genetische Informationen aus Fossilien zu gewinnen.

So ist es Genetikern möglich gewesen, längere Abschnitte des Genoms von Neandertaler und Mammut zu isolieren und zu sequenzieren, so das Journal.

Studien hätten damit ergeben, dass sich der Neandertaler - sein erster Fund vor 150 Jahren wurde heuer gefeiert - von unseren eigenen Vorfahren vor wenigstens 450.000 Jahren trennte. Eine andere Forschergruppe hätte aufgrund der Gen-Studien vermutet, dass sich der Neandertaler und der moderne Mensch gekreuzt hätten.
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Platz 3 und 4: Eisschmelze und "Tiktaalik"
Besonders wichtig ist für "Science" auch die "beunruhigende" Erkenntnis, dass die Eisschilde der Antarktis und Grönlands sehr schnell an Masse verlieren. Sie honorierten die Studien der Klimaforscher mit dem dritten Platz.

Viertplaziert ist ein im April veröffentlichter Fossilienfund: ein Fisch mit besonders starken Flossen - und mit Beinen. "Tiktaalik roseae" ist der bisher nächste Verwandte der mit Beinen ausgestatteten Wirbeltiere.
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Platz 5 bis 10: Vom "Tarnmantel" bis "piRNAs"
Auf den Folgeplätzen: ein Gerät, das Mikrowellen so lenkt, dass sie weder Reflexionen noch einen Schatten produzieren - quasi ein Schritt hin zu einer Tarnkappe.

Weiters die Substanz Ranibizumab, die Patienten mit altersbezogener Makuladegeneration (AMD) hilft, sowie die "Versuchstiere" Strandmaus, Schmetterling und Fruchtfliege und entsprechende Studien an ihnen, die zur Erklärung beigetragen haben, wie neue Arten entstehen.

Auch ein neues Lichtmikroskop, dass bisherige Grenzen der Auflösung überwindet und noch kleinere Strukturen erschließen lässt, ist unter den Top-Ten der Wissenschaftserfolge 2006 zu finden - sowie Studien zur Langzeit-Potenzierung und Hinweise darauf, dass stärkere Verbindungen zwischen den Nervenzellen die Basis des Erinnerns sind.

Auf Platz zehn sind Studien zu den kleinen Molekülen namens "Piwi-interactings RNAs", die sich als neue Regulatoren der Aktivität von Erbanlagen herausstellten, gereiht.
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Die Top-Erwartungen für 2007
Wie in jedem Jahr übt sich die "Science"-Redaktion auch wieder in der Vorhersage. Zu den viel versprechenden Aussichten für 2007 zählt sie unter anderem den Vergleich mehrerer Primaten-Genome, die Suche nach erdähnlichen Planeten sowie Materialien mit neuen optischen Eigenschaften.

[science.ORF.at/APA/dpa, 22.12.06]
Die Ranglisten der vergangenen Jahre:
->   Top-Wissenschaft 2005: Darwin
->   Top-Wissenschaft 2004: Wasser auf dem Mars
->   Top-Wissenschaft 2003: Dunkle Energie
->   Top-Wissenschaft 2002: Small RNA
->   Top-Wissenschaft 2001: Nanotechnologie
 
 
 
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01.01.2010