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Studie: Filter entfernt Prionen aus dem Blut  
  Forscher haben ein neues Material gefunden, mit dem sich die Erreger mehrerer BSE-ähnlicher Hirnkrankheiten aus dem Blut herausfiltern lassen. Die Forscher testeten ihr Verfahren zunächst erfolgreich an Hamsterblut.  
Das Blut war mit Erregern solcher schwammartiger Hirnerkrankungen, den genannten Prionen, durchsetzt. Die Methode reinige im Prinzip aber auch menschliches Blut, berichtet die Gruppe um Robert Rohwer von der Universität in Maryland in Baltimore (USA).
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Der Artikel "Reduction in infectivity of endogenous transmissible spongiform encephalopathies present in blood by adsorption to selective affinity resins" ist in der Fachzeitschrift "The Lancet" (Bd. 368, S. 2226, 22. Dezember 2006) erschienen.
->   The Lancet
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Schwammartige Hirnerkrankungen
Prionen sind körpereigene Proteine. Nehmen diese auf Grund einer Störung eine falsche ("kranke") Form an, lagern sie sich im Hirn ab.

Auf Dauer zerstört das viele Nervenzellen, das Hirn löst sich schwammartig auf. Beim Menschen ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit die Folge (CJK), beim Rind BSE ("Rinderwahnsinn") und beim Schaf Scrapie ("Traberkrankheit").

Besonders in Großbritannien gibt es zudem die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJK), das Leiden gilt als menschliche Form des Rinderwahnsinns. An ihm erkranken im Unterschied zur herkömmlichen Form der CJK vor allem junge Menschen.
Problem: Verunreinigte Bluttransfusionen
Weil die betroffenen Menschen einige Zeit ohne Symptome bleiben, fürchten viele Mediziner, dass die Erreger bei Bluttransfusionen aus belastetem Spenderblut auf den Empfänger übergehen können - in Großbritannien sind bislang drei solcher Ansteckungen bekannt geworden.

Ein Blutfilter gegen Prionen wäre eine Lösung. Rohwer und seine Kollegen suchten bei ihrer Arbeit zunächst nach Molekülen, die sich gezielt mit den Prionen im Blut verbinden. Dies gelang mit einem Molekül namens L13.
L13: Gegen Scrapie-Prionen
Ein mit L13 bestückter Filter hielt schließlich Scrapie-Prionen zuverlässig aus dem Blut infizierter Hamster zurück, schreiben die US-Wissenschaftler in "The Lancet".

Das so gereinigte Blut habe anschließend keine Hamster mehr mit Scrapie infizieren können. Rohwer ergänzt, dass L13 auch Prionen aus dem Blut von Menschen mit vCJK heraushole.
Vermerk: "Unternehmensnähe"
Die Forscher vermerken gemäß den Leitlinien des Journals einen Interessenkonflikt: Sie gehören zu den Gründern einer Firma, die sich auf die Diagnostik und das Entfernen von Krankheitserregern spezialisiert hat. Das Unternehmen hatte die Studie mitfinanziert.
200 vCJK-Fälle bekannt
Momentan sind 200 vCJK-Fälle bekannt, allein 164 in Großbritannien, heißt es in einem begleitenden Kommentar von Marc Turner vom Blut-Transfusionszentrum in Edinburgh. Betroffen sind auch Frankreich (21), Irland (4), die USA (3), die Niederlande (2) sowie Kanada, Japan, Saudi-Arabien, Portugal, Spanien und Italien (je 1).

Laut Turner prüfen auch die britischen Blutspende-Dienste Möglichkeiten, vCJK-Erreger aus dem Blut zu filtern. So lange darüber keine Studien vorlägen, blieben nur zwei Möglichkeiten: Blutkonserven nur dann einzusetzen, wenn sie wirklich gebraucht werden - und die breite Öffentlichkeit über die Risiken zu informieren.

[science.ORF.at/APA/dpa, 22.12.06]
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01.01.2010