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2007: Österreich kehrt nach Franz-Josef-Land zurück  
  Österreichische Forscher nutzen das "Internationale Polarjahr" 2007/08 zu einer Rückkehr nach Franz-Josef-Land. Sie wollen die Auswirkungen des Klimawandels auf diese sensible Region untersuchen.  
Am 25. Juli 2007 werden rund acht Forscher zu einer einmonatigen Expedition zu dem arktischen Inselarchipel aufbrechen.

Ursprünglich war ein deutlich größerer Beitrag Österreichs zum Polarjahr geplant, der allerdings an der reduzierten Finanzierung gescheitert ist.
Expedition steht in langer Tradition
Die österreichische Arktisforschung auf Franz-Josef-Land hat eine lange Tradition: 1873 wurde die heute zu Russland gehörende Inselgruppe im Rahmen der österreichisch-ungarischen Polarexpedition von Julius Payer und Carl Weyprecht entdeckt und erstmals wissenschaftlich untersucht.

Weyprecht initiierte dann auch das erste Internationale Polarjahr 1882/83. 1993 machte sich wieder eine österreichische Expedition auf die Reise, im Mittelpunkt dabei ein ORF-Filmteam, das eine Dokumentation über die Entdeckung der rund 200, vom Nordpol nur rund 900 Kilometer entfernten Inseln drehte.

Wissenschaftler nutzten noch einige Jahre das damals aufgebaute Camp, ehe die weitere Arbeit durch eine militärische Sperre der Inselgruppe verhindert wurde.
->   Franz-Josef-Land - Wikipedia
->   Payer - Weyprecht - Gedächtnisexpedition 2005
Forschungsinitiative "abgespeckt"
Die Forscher hatten für das Polarjahr 07/08 ursprünglich die große Forschungsinitiative FERMAP (Franz Josef Land Environmental Research, Monitoring and Assessment Programme) geplant, an der mehr als 45 Wissenschaftler verschiedener Disziplinen gemeinsam mit Kollegen aus Russland arbeiten sollten.

Doch der Finanzbedarf von rund 5,5 Mio. Euro war offensichtlich zu hoch, vom Bildungsministerium wurden bisher nur 500.000 Euro genehmigt.

Das reicht für Pilotstudien bei der im Sommer 2007 geplanten Expedition, "aber wir hoffen noch, in den nächsten Jahren das ganze Projekt durchführen zu können", erklärte der Klimatologe Wolfgang Schöner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gegenüber der APA.
Franz-Josef-Land: Sensible Region
Bei Franz-Josef-Land handelt es sich um eine sehr sensible Region, wo die Grenze zwischen Packeis und offenem Meer verläuft. Klimatisch ähnlich sensibel ist der Alpenraum mit sehr vielen gleichartigen Problemstellungen.

Die Wissenschaftler wollen bei ihrem rund 20-tägigen Aufenthalt auf der entlegenen Inselgruppe verschiedene Projekte zu den Themen Klimatologie, Glaziologie, Ökologie und Geologie durchführen.

Auch im Bereich Fernerkundung sind Messungen geplant, um künftig Satellitendaten besser interpretieren zu können.
Suche nach Spuren des globalen Wandels
"Im Zentrum aller Arbeiten steht die Frage nach dem globalen Wandel im Bereich der Inselgruppe", so Schöner. So soll untersucht werden, wie sich die Erderwärmung auf Gletscher, Permafrostböden und Ökologie auswirkt.
"Wetter-Brücke" zu Österreich
"Denn Veränderungen in den arktischen Gebieten haben markante Folgen sowohl auf das weltweite Wettergeschehen als auch auf die Atmosphärenzusammensetzung und in weiterer Folge daher auf das Klima", erklärte der Klimatologe und erinnert an Folgen wie den Meeresspiegelanstieg durch das Abschmelzen der Gletscher, veränderte Meeresströmungen oder "Albedo-Rückkoppelungseffekte", also verstärkte Abschmelzung durch die geringere Reflexion der Sonneneinstrahlung bei Rückgang der Schnee- und Eisflächen.

Aber auch das Wettergeschehen in Österreich sei sehr stark von den atmosphärischen Vorgängen im Nordpolargebiet beeinflusst (Stichwort: "polarer Kaltluftvorstoß").
Internationale Reisegruppe
Um Kosten zu sparen, schließen sich die Österreicher einer polnisch-norwegisch-russisch-britischen Gruppe an, die mit einem russischen Forschungsschiff nach Franz-Josef-Land unterwegs ist.

Zudem bemühen sich die Wissenschaftler, die Kooperation mit den Russen weiter zu intensivieren. Diese würden über wertvolle Datensätze und gute Arbeiten verfügen, der Großteil davon allerdings auf russisch und in einer nicht aufbereiteten Form.

Von österreichischer Seite sind u.a. Wissenschaftler der ZAMG, der Universität Innsbruck (Meteorologie und Limnologie), der Uni Wien (Ökologie) und von Joanneum Research (Fernerkundung) beteiligt.

[science.ORF.at/APA, 28.12.06]
->   ZAMG
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Polarjahr 2007/08: Österreicher wollen mitforschen (7.2.06)
 
 
 
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01.01.2010