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Studie: Rheumamittel verjüngt die Blutgefäße  
  US-Forscher haben möglicherweise einen neuen Ansatzpunkt gefunden, wie das Altern von Blutgefäßen beeinflusst werden kann: durch die Dämpfung des stärksten körpereigenen Entzündungsfaktors.  
Die US-Pathologin Anna Csiszar von der Abteilung für Physiologie des New York Medical College (Valhalla) hemmte in Tierversuchen den so genannten Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) - mit positiven "Nebenwirkungen" für den Alterungsprozess.
Blutgefäße "verkalken" mit dem Alter
Dass das jeweilige Individuum so alt wie seine Blutgefäße ist, wissen die Mediziner längst. Mit zunehmenden Jahren und unter "Umweltbelastungen" wie erhöhten Blutfettwerten (Cholesterin etc.) werden diese immer steifer, bis sie sprichwörtlich verkalken.

Andererseits nehmen mit höherem Alter des Menschen auch die chronisch entzündlichen Prozesse zu und dürften bei der Alterung des Gefäßsystems ebenfalls eine Rolle spielen.

Ein Merkmal dieser Entwicklung ist ein über Jahre hinweg bei Menschen bemerkbarer Anstieg der Konzentration des stärksten Entzündungs-Mediators: TNF-alpha. Dieser Faktor spielt auch bei der chronischen Polyarthritis ("Gelenksrheuma") eine große Bedeutung.
->   Tumornekrosefaktor (TNF) - Wikipedia
Verbindung mit Botenstoff TNF-alpha untersucht
Anna Csiszar und ihre Kollegen führten deshalb die weltweit erste Studie durch, in der bestimmt werden sollte, ob die Hemmung von TNF-alpha die Alterung von Blutgefäßen bremsen könnte.

Dabei verwendeten die Wissenschaftler das Polyarthritis-Biotech-Medikament Etanercept ("Enbrel"). Es handelt sich dabei um ein biotechnologisch hergestelltes Fusionsprotein, das nach der Infusion im Blut den TNF-alpha abfängt, bevor er beispielsweise beim Gelenksrheuma die Entzündung weiter anheizen kann.
Tierversuche: TNF-alpha-Hemmer wirkt positiv
Zumindest in diesen ersten Tierversuchen an alten Ratten wirkte Etanercept gut. Es verringerte die Absterbensrate von Gefäßzellen, was den Alterungsprozess bei den Nagern reduzierte.

TNF-alpha wird offenbar auch direkt in den Wänden der alternden Blutgefäße produziert und entfaltet dort einen lokalen Alterungsprozess, erkannten die Wissenschaftler.
Neuer Ansatzpunkt für Jungbrunnen?
Etanercept selbst kommt als zukünftiger "Jungbrunnen" nicht in Frage. Es ist ein hoch wirksames Biotech-Medikament, das ausgesprochen kostenintensiv ist und potenziell auch schwere Nebenwirkungen haben kann.

Doch die Erkenntnisse der Forscher über den krank machenden Mechanismus könnten neue Möglichkeiten für seine Beeinflussung bieten.

[science.ORF.at/APA, 28.12.06]
->   New York Medical College
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01.01.2010