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Innsbrucker entdecken Ursache für "Zell-Chaos"  
  Dem Krebs auf der Spur sind Innsbrucker Wissenschaftler: Ihre Forschungen haben gezeigt, dass ein defektes Gen die Signalverarbeitung in der Zelle stört und das Immunsystem beeinträchtigt.  
Über die Entdeckung der Innsbrucker gemeinsam mit der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universität Freiburg berichten die Wissenschaftsmagazine "Nature Medicine" und "Journal of Cell Biology".
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Die Studie "A novel human primary immunodeficiency syndrome caused by deficiency of the endosomal adaptor protein p14" in "Nature Medicine" (31. 12.06; doi:10.1038/nm1528), die Studie "p14-MP1-MEK1 signaling regulates endosomal traffic and cellular proliferation during tissue homeostasis" im "Journal of Cell Biology" (Bd. 175, S. 861-868, 18.12.06).
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Tiroler Forschungsschwerpunkt Krebs
Was läuft in einer Krebszelle falsch? Warum stirbt sie nicht ab? Fragen, die ein Tiroler Sonderforschungsbereich (SFB) aus zwölf Forschergruppen stellt, gefördert vom Wissenschaftsfonds FWF.

Zellen empfangen ständig Signale von außen, Eiweißmoleküle an der Oberfläche leiten die Signale ins Innere weiter. Je nach Art der Signale werden Zellen angeregt, zu wachsen, sich zu teilen oder abzusterben.

Der Prozess kann aber entgleisen, z.B. sterben Zellen nicht mehr automatisch ab. Die Forschungen zum "Zellwachstum und Zelltod in Tumoren" koordiniert der Innsbrucker Mediziner Lukas Huber.
->   SFB "Zellproliferation und Zelltod in Tumoren"
Zoom auf Zell-Signalübertragung
Bild: Medizin-Uni Innsbruck
Lukas Huber
Lukas Huber, der die zwölf Krebs-Forscher-Gruppen in Tirol koordiniert, erläuterte auf Radio Österreich 1:

"Die Signalzuweisung passiert in den Zellen und daher schauen wir in die Zellen hinein. Wir schauen uns an, wie die Signale in Echtzeit übertragen werden - wer sind die Partner, die dazugehören und warum haben sie einen Schaden? Wenn wir das in Zellen verstehen, tragen wir die Arbeitshypothese einen Schritt weiter und gehen ins genetisch veränderte Tier."
Räumliche und zeitliche Signalverteilung
Nun hat sein Team vom Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck eine "aufregende" Entdeckung gemacht, wie Lukas Huber gegenüber science.ORF.at sagte: Ort und Zeit der Signalzuweisung in der Zelle sind entscheidend.

"Wir finden diese Orte auf und fragen nach, warum gewisse Eiweißmoleküle sich an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt treffen. Unsere konkrete Fragestellung: Es gibt eine Organelle in der Zelle, das Endosom. Bisher dachte man, das diene nur zum Abbau von Elementen, die in die Zelle geholt werden - wie ein Mistkübel. Das ist aber nicht so, denn das Endosom wird als Signalplattform verwendet. Wir haben die räumliche Aufteilung der Signalmoleküle entdeckt, dass es sehr wohl eine Rolle spielt, wo sie sitzen."
"Nacktes" Mausmodell
 
Bild: Medizin-Uni Innsbruck

Dazu wurden Experimente an gentechnisch veränderten Mäusen gemacht. Aus einer einzelnen Zelle einer Maus (einer Hautzelle) wurde ein Gen für das Zellwachstum entfernt - in Folge wurden Mäuse mit einem Zellzyklus-Defekt geboren: sie waren ohne Haut und nicht lebensfähig.

Im Bild zu sehen: In der Knock-out-Zelle (re.) liegen die Endosomen (rot) in den peripheren Regionen der Zelle. Das linke Bild zeigt die Kontrollzelle.

Grün: zelluläres Skelett (Aktin), blau: Zellkernm, rot: Endosomen.
Zielgerichtetes Therapie-Konzept für die Zukunft
Die Entdeckung habe Bedeutung für Menschen bzw. für alle Erkrankungen, wo übermäßiges Zellwachstum eine Rolle spielt, sagt Huber - wie z.B. bei Tumoren oder bei bestimmten entzündlichen Erkrankungen.

Wenn es gelänge, nur den Ort der Signalübertragung zu beeinflussen, dann könnte man z.B. die Zell-Wucherung bei Tumoren stoppen, sagt Huber. Das stelle ein neues, zielgerichtetes Therapie-Konzept für die Zukunft dar.

Die Hypothese soll nun überprüft werden. Basierend auf diesem Wissen hofft man, später einmal neue, bessere Medikamente entwickeln zu können.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 2.1.07
->   Biozentrum der Medizinischen Universität Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010