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AIDS: Transgene Ratten für Medikamententests  
  Deutsche Forscher haben Ratten gentechnisch so verändert, dass sie mit dem HI-Virus infiziert werden können. Damit bieten sich die Nager nun als neues Modelltier für potenzielle AIDS-Medikamente an.  
Das berichten Forscher um Oliver Keppler vom Universitätsklinikum Heidelberg. Ihr Artikel wurde vom US-Virologen Robert Gallo editiert, einem der beiden HIV-Entdecker.
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"HIV-susceptible transgenic rats allow rapid preclinical testing of antiviral compounds targeting virus entry or reverse transcription" von Christine Goffinet et al. erscheint auf der Website der "Proceedings of the National Academy of Sciences".
->   Studie (sobald online)
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Problem: Kaum Modellorganismen
AIDS-Forscher stehen seit der Entdeckung des HI-Virus vor 26 Jahren vor einem schwerwiegenden Problem: Ihnen fehlt ein leicht zu haltendes, billiges und in großer Zahl zur Verfügung stehendes Versuchstier für die Krankheit, mit dem sich etwa die Wirkung neuer Medikamente prüfen ließe. HIV infiziert nur einige Immunzellen des Menschen.

Diese lassen sich zwar in Zellkulturen halten und damit für die Forschung nutzen, aber die Experten bevorzugen die Arbeit am lebenden Organismus. An solchen müssen neue Medikamente auch getestet werden. Die im Labor weit verbreiteten und oft erprobten Ratten und Mäuse werden von dem AIDS-Erreger aber nicht attackiert.
Menschliche Immunmoleküle übertragen
Dies hat sich mit den Experimenten des Heidelberger Teams nun geändert. Keppler übertrug gentechnisch einige Moleküle von der Oberfläche menschlicher Immunzellen auf Ratten. Diese Rezeptoren dienen dem Virus als Andockstelle.

Mit ihrer Hilfe bleibt es im ersten Schritt der Infektion an der Zelle hängen. Die so geschaffenen Tiere tragen also einige menschliche Moleküle an ihrer Oberfläche - den so genannten CD4-Rezeptor-Komplex.
Infektionen nun möglich
Die Ratten ließen sich daraufhin tatsächlich mit menschlichen AIDS-Erregern infizieren, das Virus vermehrte sich in ihnen, heißt es in "PNAS". In weiteren Experimenten zeigte sich, dass ein herkömmliches Medikament gegen HIV ebenfalls in den Tieren wirkte.

Weil sich die Ratten leicht und in großer Zahl halten lassen, werde die Suche nach neuen Medikamenten vereinfacht. Davon könnten besonders jene Wirkstofftypen profitieren, die das Eindringen des Virus in die Immunzellen in einem frühen Stadium verhindern, schreibt Keppler. Zurzeit arbeitet sein Team unter anderem daran, die Vermehrung des Virus in den Nagern zu stärken und das Modelltier damit weiter zu verbessern.

[science.ORF.at/dpa, 2.1.07]
->   Universitätsklinikum Heidelberg
->   AIDS - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010