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Studiengebühr-Einigung: Für ÖH "größter Unfug"  
  Die Pläne von SPÖ und ÖVP bei den Studiengebühren lösten eine Welle der Kritik aus: Als "größten anzunehmenden Unfug" bezeichnet die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) die Einigung.  
"Anstatt Studierende zu entlasten, wird ihnen mehr Arbeit aufgebrummt", kritisierten die beiden ÖH-Chefinnen Barbara Blaha (Verband Sozialistischer StudentInnen/VSStÖ) und Lina Anna Spielbauer (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS) in einer Aussendung.

Die Freude über die Erfüllung der langjährigen ÖH-Forderung nach einer Ausweitung der Stipendien sei dadurch "wesentlich geschmälert".
Kritik an Angebot der Sozialarbeit
Auch die Konstruktion der statt der Gebühren möglichen Sozialarbeit wird von den Studentenvertretern kritisiert: Ein durchschnittlicher Studentenjob - etwa in einem Callcenter - sei besser bezahlt.

"Wieso sollte man dann einen freiwilligen Dienst ableisten?", so Blaha und Spielbauer, "Das ist schlicht und einfach eine billige Möglichkeit für den Staat, ErsatzzivildienerInnen zu holen."
->   Mehr dazu: Koalition: Keine Studiengebühr bei Sozialarbeit
SJÖ: "Vollkommen absurd"
Scharfe Kritik kommt auch von SPÖ-Nachwuchsorganisationen: Torsten Engelage, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Österreich (SJÖ), bezeichnete das Modell mit ähnlichen Argumenten als "vollkommen absurd" und "Polit-Kabarett".

In einer Aussendung forderte er die Parteispitze auf, "den Vorschlag zurückzunehmen und wieder ernstzunehmende Politik zu betreiben": Die SPÖ habe im Wahlkampf die Abschaffung der Studiengebühren versprochen.

Der VSStÖ fühlt sich von der eigenen Partei "betrogen" und drohte sogar Parteiaustritte an.
KPÖ: "SPÖ hat Studierende verarscht"
Für KPÖ-Bundessprecherin Melina Klaus hat "die SPÖ die Studierenden verarscht". Es zeige sich "einmal mehr, dass die Wahlversprechen der Sozialdemokratie nicht den Fetzen Papier wert sind, auf dem sie niedergeschrieben werden", hieß es in einer Aussendung.
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Studenten fühlen sich "verarscht"
Durchwegs auf Ablehnung stieß bei einem Lokalaugenschein der APA an der Universität Wien und der Technischen Universität (TU) Wien die Koalitionseinigung zwischen SPÖ und ÖVP zur Studiengebühren-Rückerstattung mittels Sozialarbeit. Der angehende Diplom-Ingenieur Markus W. fühlt sich "verarscht": Mit jedem anderen Job würde man deutlich mehr verdienen als mit den sechs Euro pro Stunde für Sozialarbeit.

Parteipolitischer sieht es Daniel E. von der Uni Wien: "Die SPÖ hat sich über den Tisch ziehen lassen, und die Studenten müssen es ausbaden." Von einem freien Hochschulzugang sei man mittlerweile sehr weit entfernt. Bezüglich einer Mitwirkung bei Sozialarbeit müsse außerdem geklärt werden, dass ja für die meisten derartigen Jobs Ausbildungen nötig seien.
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Erste "Sozialarbeiter"-Studenten
 
Bild: APA

Nicht lange warten lassen haben die Proteste der Studentenvertreter gegen die rot-schwarze Einigung. Rund 30 Studenten haben am Montag Nachmittag symbolisch als erste "Sozialarbeiter" den Ring vor der Universität Wien gekehrt.

Nach übereinstimmenden Angaben von Polizei und Hochschülerschaft haben an der gesamten Aktion mehr als 200 Studenten teilgenommen.
Rektoren-Chef: Gebühren allein "nicht das Wichtigste"
"Nicht wahnsinnig viele Änderungen für die Unis" bringt die rot-schwarze Einigung bei den Studiengebühren nach Ansicht von Rektoren-Chef Christoph Badelt.

Uneingeschränkt positiv sei auf jeden Fall die Ausweitung der Stipendien zu bewerten, so Badelt gegenüber der APA. Ein Abbau der ökonomischen Barrieren für den Uni-Zugang durch die Erweiterung der Beihilfen sei ein "ganz wichtiger Schritt".

Die Möglichkeit, die Studiengebühren durch Sozialarbeit zurückzuverdienen, hält Badelt "als Sozialpolitik-Professor, nicht als Uni-Rektor" für ein Zeichen der gesellschaftlichen Wertschätzung dieser Arbeit: "Aber ein Studierender kann sich bei vielen anderen Jobs das Geld leichter verdienen."

Ganz generell hält er das "Gebührenthema allein aber nicht für das wichtigste Thema der Uni-Politik".

[science.ORF.at/APA, 8.1.07]
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01.01.2010